"Mein Luftgekühlter!" - der sechste Beitrag: 60er Export Käfer mit Faltdach

Leser Markus Weber über einen "Käfer, der eigentlich bereits verkauft war..."

"Mein Luftgekühlter!" - der sechste Beitrag: 60er Export Käfer mit Faltdach: Leser Markus Weber über einen "Käfer, der eigentlich bereits verkauft war..."
Erstellt am 21. April 2010

In dieser Geschichte geht es um den Export-Käfer von Markus Weber. oder besser gesagt, es geht darum, wie er an ihn rangekommen ist. Denn der Käfer-Fan musste um seinen Faltdach-Käfer richtig kämpfen! Hartnäckigkeit führt eben manchmal doch zum Ziel. Oder war es ein "unmoralisches Angebot", das den Verkäufer des Käfers umstimmte? Jetzt hat Leser Markus Weber das Wort...

Die Geschichte vom Käfer, der eigentlich bereits verkauft war...

Genau genommen begann alles an einem wunderschönen Spätsommertag im September 1989. Christoph, ein guter Kumpel, hatte sich kurz vorher einen traumhaft schönen Volvo Amazon zugelegt; ich fuhr einen stinknormalen 76er Käfer. Und er hörte nicht auf, mich zuzutexten, so nach dem Motto: „Los, jetzt kauf Dir doch auch einen Oldtimer...“.

Jedenfalls, irgendwann tauchte in einer Kleinanzeige in unserer lokalen Zeitung ein blau-weiß lackierter VW Typ 3 auf. Und jetzt hatte Christoph mich soweit, wir fuhren hin, um den Wagen in Augenschein zu nehmen... zumindest hatten wir das vor. Leider (oder aus heutiger Sicht zum Glück) erwischte ich kurz vor dem Ziel einen Range Rover, was meinem Käfer gar nicht gut bekam. Kurzum: der Wagen, den ich eigentlich für 1.200 DM beim Typ 3-Besitzer in Zahlung geben wollte, war mit einem Mal nur noch 200 Mark wert, so heftig hatte es die Front kaltverformt.



Mir fehlte also das nötige Kleingeld für den Typ 3, das Thema „Oldtimer“ hatte sich damit erledigt. Dachte ich. Bis mir meine Großmutter Anfang Januar 1990 ein Sparbuch mit einer hübschen Summe schenkte. Ja, und dann tauchte diese Anzeige im Reviermarkt auf: „Exportkäfer, Baujahr April 1960, 30 PS, Winker, Faltdach, ungeschweißt, Erstlack, VB 5.500 DM. Standort Ennepetal“

Mittlerweile war ich ja selber fasziniert von Oldtimern, vom Käfer sowieso immer schon. Also sind Christoph und ich sonntags nachmittags nach Ennepetal gefahren, pünktlich um drei Uhr waren wir wie verabredet da.



„Jaaa“, sagte Lars, der Noch-Besitzer, „ich hatte Dir ja schon am Telefon gesagt, da wäre noch ein Interessent, und der war um zwei Uhr da. Und er hat den Käfer gerade gekauft. Morgen holt er ihn mit einem Trailer ab.“



Zack, das saß. Ich hatte mich schon auf den ersten Blick in den Wagen verliebt: Farbe jadegrün (ist ein ganz heller Grünton), helle Innenausstattung, besonders das Faltdach reizte mich. Das Auto wäre das perfekte Sommerfahrzeug gewesen. Wäre... Nach dem äußeren Eindruck zu urteilen, schien der Zustand ein ehrlicher Dreier zu sein.



„Okay, Du hast ihn verkauft, aber darf ich ihn mir trotzdem noch ansehen?“

„Äh, ja klar, gucken kannst Du gerne, aber verkauft ist er trotzdem“.

"Ein echter Dreier ungeschweißt und original!"

Die nächsten 70, 80 Minuten verbrachte ich an, auf, unter und in dem Käfer. Ich hatte den Wagen quasi mit der Lupe seziert. Alle neuralgischen Punkte hatte ich gecheckt, und wirklich nichts ausgelassen. Und ja, das war ein echter Dreier. Tatsächlich ungeschweißt, sehr wenig Rost (die hinteren Endspitzen waren durch und die Trittbretter mussten erneuert werden), und überhaupt vollkommen unverbastelt. Der Wagen war beinahe 100% original, sogar Diagonalreifen hatte er noch.



Der alte Besitzer meinte noch, er hätte noch nie jemanden so intensiv ein Auto durchchecken sehen. Nützte aber alles nichts, der Käfer war und blieb verkauft; man hatte sich auf 5.000 DM geeinigt.

Oder vielleicht doch ein anderer Export-Käfer?

Wir hatten noch eine zweite Anzeige im Gepäck, ein paar Kilometer weiter stand noch ein 59er Export, schwarz, billig überlackiert (schwarze Käfer mochte ich noch nie), aber vor allen Dingen fehlte das Faltdach.



Etwas geknickt machten wir uns zwei, drei Stunden später auf den Heimweg nach Soest. Dann plötzlich hatte mein Kumpel eine Idee.

„Ruf’ den Lars an und biete ihm einfach 5.200 DM.“

„Quatsch, das macht der nicht. Der steht doch jetzt im Wort.“

„Ey, das sind 200 Mark mehr, und das ist viel Geld. Und er kennt doch weder Dich noch den neuen Käufer. Kann ihm doch egal sein, wer den Wagen kauft.“

„Das funktioniert nie, darauf lässt der sich nicht ein.“

„Aber Du kannst es doch wenigstens versuchen, mehr als „Nein“ sagen kann er schließlich nicht.“

„Äääh, jaja, ich ruf’ ihn an, wenn wir zu Hause sind“.

„Ja nee, ist klar, und damit Du das wirklich machst, rufst Du ihn von mir an!“

Und jetzt wollte ich den Wagen endgültig. Bei Christoph angekommen, rief ich den Käfer-Besitzer dann an.

„Ja?“

„Lars, hier ist noch mal Markus, der sich heute Nachmittag Deinen Käfer angesehen hat“.

„Ja, was gibt’s denn noch?“

„Hör mal, ich biete Dir 5.200 DM für den Wagen.“

„Was?---Äääh, Moment, so geht das aber nicht! Ich hab dem anderen das Auto doch schon zugesagt, der hat doch den Trailer für morgen schon klargemacht, da kann ich doch jetzt nicht... hmmm, 5.200 Mark, sagst Du? Gib mir mal ein paar Minuten Zeit, ich ruf Dich gleich zurück.“



Und dann begann das lange Warten, zumindest kam mir das wie eine Ewigkeit vor. Bis Lars schließlich wirklich zurückrief.



„Du, der andere hat einen Rückzieher gemacht, Du kannst den Wagen haben.“



Der andere Kunde hatte tatsächlich das Interesse am Käfer verloren und sich die sache noch mal anders überlegt. Ich war erstmal sprachlos.



„Markus, bist Du noch dran?“

„Äääh, ja klar, ich hole ihn dann morgen Abend gegen 7 Uhr ab.“



Wahnsinn, da hatte ich mein Traumauto.



Am nächsten Abend haben mich dann meine Mutter und ihr Freund nach Ennepetal gebracht. Lars sagte noch „Komm, ich mach’ Dir den Tank halb voll, schließlich hast Du 200 Mark mehr bezahlt.“



Und dann hab’ ich ihn auf eigener Achse nach Hause gefahren. Ich könnte jetzt noch erzählen, wie ich noch am selben Abend unfreiwillig ADAC-Mitglied wurde, weil der Käfer nach nicht einmal 20 Kilometern... aber das ist eine andere Geschichte.



Markus Weber

Mitmachen beim Gewinnspiel "Mein Luftgekühlter!"

Sendet uns Eure luftgekühlte Geschichte. Es gibt u.a. Einkaufgutscheine im Gesamtwert von über 1.000 Euro zugewinnen. Einzulösen beim Käferspezialisten Hoffmann Speedster.



Hier geht's zu den Spielregeln!



Hier finden Ihr die anderen Geschichten "Mein Luftgekühlter!"

6 Bilder Fotostrecke | "Mein Luftgekühlter!" - der sechste Beitrag: 60er Export Käfer mit Faltdach: Leser Markus Weber über einen "Käfer, der eigentlich bereits verkauft war..." #01 #02

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community