Einen zurückgelassenen VW Fridolin haben Gerd Menneken und seine Begleiter in der Nähe von Münster entdeckt: Wie es zu der ganzen Bergungsaktion kam und wie sie verlaufen ist - berichtet Gerd exklusiv für Vau-Max in einer kleinen, aber feinen Geschichte, die vom Schicksal eines Klassikers und seiner Wiederentdeckung berichtet:
Schon von Jugend an bin ich Käferfan gewesen und in letzter Zeit auch noch Bullifan und seit einiger Zeit Fridolinbesitzer (Siehe Vau-Max). Da man als frisch gebackener Fridolin-Besitzer ständig auf der Such nach Infos oder Ersatzteilen ist, schaue ich mit fast täglich die Internetseite der Fridolin-IG an.
Die Fridolin IG durchsucht auch ständig das Internet nach neuesten Fundstücken in Sachen Fridolin und veröffentlich diese in einer Bildergalerie. Dort erschien eines Tages ein Foto von einem vergessenen Fridolin an einem Bahndamm mit genauer Beschreibung der Fundstelle.
Wie kam das Foto in die Bildergalerie? Nun es gibt in Münster einen Hobbyfotografen, der alles in Sachen Eisenbahn fotografiert, wie z.B. Bahngleise, Brücken, Tunnel, usw.. Dieser Fotograf (Blue Petunia) fand den Fridolin an einem Bahndamm und stellte die Fotos beim Online-Bilderportal Flickr.com ein. Die besagte Fridolin-IG fand die Fotos und stellte sie auf ihre Seite in die Bildergalerie.
In den nächsten Tagen muss wohl ein unwahrscheinlicher Run zu diesem Bahndamm stattgefunden haben, so dass die Straßennamen wieder von der Internetseite gelöscht wurden. Nun denn, ich hatte die Beschreibung des Fundortes ja noch gelesen und sofort einen Freund in Münster angerufen, ob er die Straße kenne und ob er da mal hinfahren könne.
Er rief dann ein paar Tage später zurück, dass er die Stelle zwar gefunden hätte, aber es wäre alles so zugewachen, dass man da nicht heran komme. Ich bin dann sofort selbst hingefahren, habe mich durch den urwaldähnlichen Bewuchs gekämpft und die Fotos, die ihr hier bewundern könnt, gemacht. Zu Hause habe ich mir immer wieder die Fotos angesehen und mich gefragt: Wie kommt man da ran, und wie kriegt man den Fridolin da raus?
Von einem befreundeten Club des Eisenbahnmuseums Münster erfuhr ich, dass auch hier schon Mitglieder versucht haben, mit einem Eisenbahn-Kran den Fridolin zu bergen, aber der Kranausleger war, so der Bericht, zu kurz und der Fridolin zu weit entfernt, zu meinem Glück.
Mir ließ die Sache keine Ruhe: ein paar Tage später fuhr ich noch einmal zu dem Fridolin zwecks Spurensuche. Unweit der Fundstelle gab es zwar eine Art Hallentor in den Bahndamm hinein, aber keinerlei weitere Zufahrt zu der Fundstelle. Vor dem Hallentor lag noch eine Menge weiterer Müll und auch eine Feuerstelle.
Hier drin fanden wir einen halb verbrannten Brief Umschlag mit einer Adresse. Mein Freund sagte, dass ist eine Adresse auf der anderen Seite des Bahndamms, da gehen wir mal hin. Eine ältere Frau öffnete die Tür und wir fragten sie, ob sie etwas von einem VW Fridolin wissen. Sie bejahte dies, der Fridolin gehörte einer Freundin ihrer Nachbarin, die damit in früheren Zeiten in den Urlaub gefahren wäre. Das Auto hat sie seit Jahren in einer Halle gelagert, die sie über Jahrzehnte von der Bahn gepachtet doch auch weitervermietet hatte. Der Mieter wiederrum schien sich an dem Fridolin zu stören und setzte ihn schlichtweg zum Verfall auf dem Bahngleis davor aus.
Zum Glück konnte sich die ältere Dame noch des Namens und der Anschrift der rechtmäßigen Besitzerin entsinnen, der wir wenig später einen Besuch abstatteten. Die gute Frau fiel zunächst aus allen Wolken, als wir ihr die Bilder ihres VW Fridolin zeigten, sie war schließlich im Glauben, der Wagen befänden sich nach wie vor in der Halle.
Den Wagen abgeben wollte sie dennoch nicht, und es bedurft mehrerer Besuche, um ihr klar zu machen, dass dort nur noch ein Schrotthaufen steht. Nach dem letzten unserer Versuche war sie dann doch bereit, dann doch noch den Fahrzeugschein und den kümmerlichen Rest eines VW Fridolin darum herum zu verkaufen. Danach besuchten wir wieder die ältere Dame; die den Eisenbahnschuppen gepachtet hat und fragten, ob wir den Fridolin wieder ins trockene zurückziehen könnten.
Dies wurde mittlerweile dann auch höchste Zeit, da mittlerweile einige Interessenten eher harmlos- ihre Visitenkarten hinterlassen hatten. Besondere Aufmerksamkeit erregte er wohl auch dadurch, das er besonders exponiert auf einem Google-Maps-Ausschnitt der Gegend zu sehen war.
Eines Samstags dann, Rückten wir mit leichtem und schwerem Bergegerät an und machten und mit Hubzügen und Wagenhebern, Seilen und Haken daran, den eingesunkenen Fridolin zu bergen, der mittlerweile bis zur Radnabe im weichen Untergrund versunken war, und dem ein besonders dreister Zeitgenosse die Motorhaube geklaut hatte.
Mit einigen kleinen Hindernissen, die wir bewältigen konnten, schafften wir es so schlussendlich, das, was vom vergessenen Fridolin übrig war, wieder in die Halle zu bringen, und so vor Verfall und Diebstahl zu schützen wo er auf seine Auferstehung wartet.
26 Bilder Fotostrecke | Der "vergessene" Fridolin: Bilder vom "Tatort" und weiteres
4 Kommentare
FridoPost
17. Dezember 2016 11:04 (vor über 8 Jahren)
Froggy
1. September 2014 14:24 (vor über 10 Jahren)
VAU-MAX.de
13. August 2014 14:08 (vor über 10 Jahren)
Warntjen
13. August 2014 03:17 (vor über 10 Jahren)
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