Als Giorgio Giugiaro den kantigen Look des Golf 1 kreierte, ahnte er wohl nicht, dass er auch über 30 Jahre später noch ein Dauerbrennerthema in der Tuningszene sein würde. Allen Facelifts zum Trotz ist der Ur-Golf über seinen gesamten Produktionszeitraum so herrlich eckig geblieben. Sicher, es gab im Zuge der Modellpflege mal andere Stossfänger, dann wuchsen wieder die Rückleuchten in die Breite. Geschadet hat es typischen Golf 1-Look aber nie.
Super-Mario und die Baustelle
Die Ronal Turbos sind eben ein absoluter Klassiker!
Topmotorisierung war der 1,8 Liter mit 112 Einspritzer-Pferdestärken, der im GTI verbaut wurde. Auf so einen hatte Mario Schwegmann ein Auge geworfen. Im Juni 2004 holte er den weissen Einser aus Chemnitz ab. Der Wagen war in einem ziemlich schlechten Zustand. Nicht unmöglich, daraus wieder einen Hingucker zu bauen, aber durchaus mit Arbeit verbunden.
Mario schwang sogleich die Flex und trennte das von der braunen Pest befallene Blech von der restlichen Substanz. Was übrig blieb, wurde sogleich wieder mit frischem Metall versehen. Sämtliche Matten, die zur Dämmung beitrugen, kratzte der Polier aus Bramsche restlos runter. Mario wollte einen Racer. Leicht (nun, der Golf 1 ist nie ein Schwergewicht gewesen), pur und direkt. Einen Wagen, der ihn als Fahrer niemals über den Zustand der Strasse im Unklaren lassen würde.
Der Weg dahin führte über den Einbau eines H&R Gewindefahrwerks. Auf 80mm Tiefgang eingestellt, leitet es Fahrbahnunebenheiten knochentrocken in den Innenraum weiter. Eine Wiechers-Domstrebe versteift den Vorderwagen. Ein kompletter, polierter Käfig mitsamt selbstgebauter Reserverad-Strebe kümmert sich um den Rest des Fahrzeugs.
Drehzahlmesser mit eingebautem Shiftlight!
Auf den zweiten Blick
Die Felgen sieht man heutzutage (viel zu) selten. Es handelt sich um die legendären Ronal Turbos in 7x15 ET28, bereift mit Sportiva Reifen der Grösse 195/45 R15. An der Hinterachse fährt Mario 25mm Spurplatten pro Seite. Um wieder genügend Blech über den Hinterrädern zu haben, schweisste er einfach einen zweiten Radlauf an den originalen. So simpel, aber effektiv.
Ein 78er Heckabschlussblech mit standesgemäss kleinen aber dennoch klaren Rückleuchten führt den Betrachter ein wenig an der Nase herum. Klarglas war auch das Motto der Scheinwerfer, aber bitte stilecht mit Fadenkreuz! Und während die Nase ihr verchromtes VW-Emblem stolz in den Fahrtwind stemmt, kommt die Heckklappe ultraclean daher. Ach, haben wir schon erwähnt dass die Heckscheibe frei von Heizdrähten ist..?
Es ist nicht das einzige versteckte Detail an Marios Einser. Schaut man bei eingeschlagenen Rädern unter die Kotflügel, bemerkt man originale Ein-Dollar-Scheine und halbierte Spielwürfel, angeklebt und mit anlackiert. Die Radhäuser kontrastieren mit ihrem reinweiss stimmig zur alsterblauen Aussenhaut des Golf. Die Firma M+M trug die neue Farbe sogar auf die gefüllerten und glattgeschliffenen Stossfänger auf.
Weiter auf der nächsten Seite!
Ungehobelt und pur
Im Innenraum setzt Mario auf die eingangs erwähnte rennmässige Nacktheit. Hat man sich erst einmal in die knappen Cobra Vollschalen eingefädelt und von den Schroth-Gurten festkrallen lassen, kann der wilde Ritt beginnen. Ein Raid HP Lenkrad dient als grobe Richtungsvorwahl, dieser Golf will mit dem Gaspedal gelenkt werden.
Ein grosser Drehzahlmesser reiht sich dabei in die Riege der Raid-Zusatzinstrumente ein, die allesamt Infos über den Gemütszustand des Einsachter Blocks da vorn unter der Haube weitergeben. Der ist wiederum nicht zu überhören (Ihr erinnert Euch, die entfernte Dämmung?) aber auch optisch nicht von schlechten Eltern.
Für die Augen liess Mario einiges an verchromten und vergoldeten Teilen springen, auf dem Papier zählen aber die inneren Werte, als da wären: Ein bearbeiteter Kopf, Mahle-Kolben, eine scharfe Schrick-Nocke und eine Edelstahl-Abgasanlage von Friedrich. Bringt alles zusammen gute 150 PS und ein wirklich ungefiltertes Fahrerlebnis.
Hier sieht es so blank aus, als wäre Meister Proper durchgeflitzt.
Bleiben als Abschluss noch zwei Dinge. Erstens die Erkenntnis dass der Golf 1 auf Treffen ein immer seltener anzutreffender Gast ist. Gut, dass es VW-Fans wie Mario gibt, welche die Einser-Fahne nach wie vor hochhalten und immer wieder ein paar Farbtupfer in die Modellpalette mit reinbringen. Und zweitens: Wer hilft mir aus diesem engen Sitz wieder raus..? Hiilfe!
VAU-MAX kompakt
Fahrzeugtyp: VW Golf 1 GTI
Baujahr: 1983
Motor: 1,8 GTI, Kennbuchstabe DX, Mahle Kolben, Schrick-Nocke, Kopfbearbeitung, erleichterte Schwungscheibe, ca. 153 PS
Auspuff: Edelstahlanlage von Friedrich Motorsport
Getriebe: Serie, Sintermetall-Kupplung
Bremsen: Serie
Räder: Ronal Turbo in 7x15 ET28, an der Hinterachse 25mm Spurplatten pro Seite
Reifen: 195/45 R15 Sportiva
Fahrwerk: H&R Gewindefahrwerk
Karosserie: Radläufe bearbeitet, hinten neue Radläufe aufgeschweisst, Einarmwischer mit zentraler Spritzdüse, Klarglasscheinwerfer mit Fadenkreuz, Klarglas-Blinker, Heckblech vom 1978er Modell mit kleinen Klarglasrückleuchten, Heckscheibe ohne Heizdrähte, sämtliche Dämmung entfernt, Umbau auf 2-Sitzer, Lackierung in Alsterblau
Innenraum: Raid HP Lenkrad, Drehzahlmesser und Zusatzinstrumente von Raid, Sparco Carbon Trittbretter, Cobra Vollschalen, Wiechers Überrollkäfig, Schroth 5-Punkt-Gurte, Raid Schaltknauf, Türverkleidungen clean mit Alu Fensterkurbeln
ICE: Blaupunkt MP3-Radio, Eyebrid Lautsprecher
Dank an: meine Freundin Jasmin für das Verständnis in der Zeit, in der ich nicht bei Ihr sein konnte, Svenja fürs Putzen, Thomas und Maik für die Tipps.
2 Kommentare
Roy
23. Januar 2010 00:48 (vor über 15 Jahren)
Luckytobe
25. September 2009 00:23 (vor über 15 Jahren)
Schreibe einen Kommentar