Die Wahrheit über Frank Schwendts Fünfer BMW erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Der Aha-Effekt setzt bei seiner BMW Limousine nämlich erst dann ein, sobald man das Heck vor Augen hat. Upps, vorn E60 M5 und hinten E39 – was ist denn da bloß passiert? Der Fünfer ist tatsächlich zu einer Metamorphose fähig, die jeden Transformer (das sind die verwandlungsfähigen Blechhaufen aus dem Kino) vor Scham verrosten lassen. Tatsächlich ist Franks Fuhrwerk eine Mischung aus zwei Fünfer Generationen - weswegen er seine Konstruktion mit einer gewissen Logik als "E69" bezeichnet.

BMW Rätselraten: Was bin ich?

Kommen. Sehen. Staunen. Wundern. Wenn man Franks BMW nicht mit eigenen Augen sehen würde, dann wäre man fast geneigt, seine Existenz nicht für möglich zu halten. Einen BMW E39 nahezu komplett auf BMW E60 umbauen? Wie kommt man denn auf so eine Idee?

Der Anfang dieser Geschichte datiert in das Jahr 2003. Damals kaufte Frank die titansilberfarbene E39-Limousine, um für seine Familie einen adäquaten fahrbaren Untersatz zu haben. Mit Frau und Kind im Fünfer mit der ab Werk eingebauten Freude am Fahren gepflegt von A nach B kommen – so hatte er sich das gedacht.

Kurze Zeit später war dieser Plan bereits Makulatur. Der Besuch eines BMW-Treffens, zu dem ihn sein Freund Frank Sauerland überredet hatte, brachte ihn auf andere Gedanken. Was er seinerzeit an schön umgebauten, weiß-blauen Fuhrwerken zu sehen bekam, löste ihn dem heute 33-Jährigen einen schweren Schrauberlust-Anfall aus.

Den Bastel-Virus trug er zwar schon länger in sich, indes nahmen seine Tuning-Aktivitäten, die er seit dem Jahr 2000 an zwei E36 erprobt hatte, keine nennenswerten Formen an. Nun aber kribbelte es mächtig in den Fingerspitzen des gelernten Kfz-Mechanikers. Voller Tatendrang stürzte er sich auf seinen frisch erworbenen E39, der außer einem M-Paket (noch) nicht viel zu bieten hatte. Aber das sollte sich ändern.

Glänzend gemacht: polierte Carline M6 Räder

Den Auftakt zur Umbauphase 1 machten Carline-CM6-Felgen. Den Rädern (mit den charakteristischen Rillen) in 9,5 x 18 und 11,5 x 18, die gegenwärtig mit 235/40er bzw. 265/35er Falken-Pneus gefahren werden, spendierte er ein glänzendes Finish, selbst fabrizierte Nabendeckel und vergoldete Verschraubungen. Des Weiteren beorderte er eine Spurverbreiterung der Vorderachse um 40 mm sowie Federn und Stoßdämpfer von Lowtech (minus 40 mm/20 mm) in den Fahrwerksbereich.

Gehört zum guten BMW Ton: Eisenmann Abgasanlage

Den Abschluss der ersten Umbauphase bildete ein Feuerwerk brummender Klänge aus einer Eisenmann-Abgasanlage mit vier 76-mm-Endrohren.

Frontal optimal: Das E60 Gesicht sieht gelungen aus

In diesem Stadium deutete augenscheinlich noch nichts auf die baldige Verwandlung des E39 zum E60 hin. Und von jetzt auf gleich war das ja auch nicht zu bewerkstelligen. Frank berichtet: "Die Idee zu diesem Projekt ist eine Sache, die Umsetzung eine ganz andere. Die E60-Front an den E39 anzupassen, ist nämlich nicht ohne Tücken, weil der Vorderwagen des E60 komplett aus Alu besteht und die Front 10 cm breiter als die des E39 ist."

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Getreu der Devise, dass Probleme dazu da sind, um gelöst zu werden, stürzte sich Frank mit Bienenfleiß und Schweißgerät in die Arbeit bis der Schweiß von der Stirn und das Alu von den herbeigeschafften Fünfer-Teilen tropfte.

Gesichtsoperation mit Original-BMW Teilen

Als Original-E60-Parts kamen eine M5-Stoßstange, ein Schlossträger, die Frontscheinwerfer und eine nachträglich gecleante Haube zum Einsatz. Bei den Kotflügeln handelte es sich um Anfertigungen im E60-Stil-aus GfK. Wem heute nach Abschluss der Umbauarbeiten ein Blick in den Motorraum des Fünfers vergönnt ist, stellt fest, dass Frank dem einen oder anderen Teil schon eine spezielle Brücke bauen musste, damit auch alles schön zusammengefügt bleibt.

Von außen und direkt von vorn betrachtet, scheint der BMW ein echter E60 M5 zu sein. Das Täuschungsmanöver ist perfekt gelungen – doch am Ende platzt der Schwindel! Wer das Heck vor Augen hat, merkt, dass er anfänglich in die Irre geführt worden ist.Spätestens jetzt hält der sachkundige Automobilist inne und durchdenkt die Sache - bis ihm dünkt, wie viel Arbeit in diesem BMW, der auf den ersten Blick gar nicht so speziell aussah, tatsächlich steckt. Das ist meist der Moment, ab dem Frank kollektives Schulterklopfen zuteil wird.

Operation gelungen: Patient bebt!

Der Transformationsprozess ist geglückt. Doch damit war das Projekt noch nicht an seinem Ende angelangt. LSD-Flügeltüren, ein AC-Schnitzer-Dachspoiler und ein mit Carbon veredelter Heckdiffusor gehörten bald zum individuellen Chic der Limousine, deren Gewand sich mittlerweile im Two-Tone-Look (Dach, Schächte und Stoßleisten schwarz glänzend, der große Rest ganz in Weiß lackiert) zeigte.

Überdies verhalf Frank dem 2,8-Liter-Sechszylinder zu neuem Beben, indem er dem Auto zwei schärfere Nockenwellen von DS-Motorsport und ein Update des Steuergeräts spendierte. Nunmehr ist der BMW mit 235 PS unterwegs.

Außen gelungen - innen auch!

Gepflegt – wie es von Anfang an Franks Absicht war - geht's übrigens mit der BMW Fünfer Limousine immer noch voran. Für Komfort und Wohngefühl in dem mit M-Pedalen und M-E46-Lenkrad versportlichten E39 Interieur sorgt ein üppig eingesetzter Materialmix aus Nappaleder und orangefarbenem bzw. schwarzem Alcantara. Und fertig war ein Steuerparadies wie Frank es sich vorstellt.

Gute Unterhaltung inklusive

Zur guten Performance seines "E69" gehören für Frank übrigens nicht nur Optik und Power, sondern auch eine bessere Unterhaltungsabteilung. Wenn sich das Ehepaar Schwendt unterwegs mal wieder nichts zu sagen haben und die vierjährige Tochter Melissa ruhig und zufrieden in ihrem Kindersitz die Position hält, dann lauschen die drei den vorzüglichen Qualitäten der ausgezeichneten Multimedia-Anlage, welche neben Musik, DVD und PS2 auch einen tollen Anblick im Gepäckfachausbau (GfK, Alcantara, Plexiglas bietet.

Acht Monate dauerte die Metamorphose des E39. Viele haben geholfen und in dieser Zeit verständnisvoll in Franks mürrischen Momenten, wenn es nicht so klappte, wie es sollte, reagiert. „Gute Freunde muss man haben und eine geduldige Partnerin – sonst geht's nicht“, weiß Frank, der hobbymäßig übrigens eine eigene Website für das Tuning von BMW Fahrzeugen betreibt. Unter www.bmwstyler.de. kann sich jeder in seine virtuelle weißblaue Welt reinklicken.

VAU-MAX kompakt

Fahrzeugtyp: BMW E39

Baujahr: 1999

Motor: 2,8-Liter-Reihensechszylinder, Nockenwellen von DS-Motorsport, Ansaugtrakt optimiert, neue Kennfeldabstimmung auf dem Prüfstand, Abgasanlage von Eisenmann mit 4 X 76-mm-Endrohren, 235 PS

Getriebe: manuelles Fünfganggetriebe

Räder: auf Hochglanz polierte Carline "CM6f (mit Fräsrillen) in 9,5 x 18 ET7 VA und 11,5 x 18 ET7 HA, vergoldete Radbolzen, vergoldete Felgenschrauben, Eigenbau-Nabendeckel

Reifen: Falken FK452 in 235/40 R18 VA und 265/35 R18 HA

Fahrwerk: Federn und Stoßdämpfer von Lowtech, minus 40 mm/20 mm VA/HA, 20-mm-Powertech-Distanzscheiben je Seite VA

Karosserie: komplette Front auf Original-E60-M5 umgebaut, Original-E60-Motorhaube (gecleant), Original-E60-Schlossträger, Original-E60-M5-Stoßstange, GfK-Kotflügel im E60-Stil, E39-M5-Heckschürze, Heckdiffusor mit Carbon (Tauchbadverfahren), Dachspoiler von AC Schnitzer; Bicolor-Lackierung; Schächte, Stoßleisten sowie Dach mit glänzendem Tiefschwarz, Rest in Weiß

Innenraum: Innenraum mit Materialmix aus Nappaleder und orangefarbenem bzw. schwarzem Alcantara bezogen, BMW-E46-M3-Lenkrad mit Multifunktion und orangefarbenem Alcantara bezogen, Armaturenbrett mit Nappaleder bezogen und mit Ziernähten versehen, Mittelkonsole geledert, A-B-C-Säulen mit schwarzem Alcantara bezogen, untere Verkleidung der B-Säule mit Nappaleder bezogen, Alu-Pedale, Interieurleisten mit orangefarbenem Alcantara bezogen

ICE: Alpine-DVD-Monitor-IVA-310-Headunit, Rainbow-Monoblock für Subwoofer, Audison-VR209-Endstufe für Jehnert-Doorboards

Alpine-PDX-2.150-Digital-Endstufe für Hecksystem, PXA-H-701-Prozessor für Dolby Digital-5.1-Bedienteil (Ablagefach Mittelkonsole), Rainbow-Professional–Speaker vorn, Alpine-SPX-177R-Speaker hinten, Frequenzweichen auf der Hutablage beleuchtet mit roten LEDs, zwei 30er JL-Audio-12W3-V2-Subwoofer in speziell angefertigtem Bassreflexgehäuse (in Wagenfarbe lackiert und beleuchtet) mit Plexiglas-Front, Kopfstützen-Monitore von Alpine, Gepäckfachausbau mit Leder und Plexiglas, Monitor im Bordwerkzeugkasten in Wagenfarbe, PS2

Danksagung: „an meine Frau und Tochter für ihre Gedukld und dafür, dass sie meine Launen ertragen haben. Uwe Gomola half mir bei der Karosserie und beim Lackieren. Last but not least geht ein Thank you an Frank Sauerland, der immer mit Rat und Tat zur Seite stand."

37 Bilder Fotostrecke | "E69": Furioses BMW 5er Tuning mit E60-Front-Umbau: Der BMW E60 Looker ist "nur" ein stark modifizierter E39 #01 #02