Einer der alles kann?

Der neue Skoda Octavia Combi 1.5 TSI 2024 im Fahrbericht

Einer der alles kann?: Der neue Skoda Octavia Combi 1.5 TSI 2024 im Fahrbericht
Erstellt am 14. Mai 2024

Skoda verpasst dem Octavia eine Modellpflege. Der Tschechen-Golf punktet mit bekannten Stärken und bekommt neue Infotainment-Details. Unter anderem hält die künstliche Intelligenz Einzug.

Bei einem neuen Skoda Octavia Combi lautet die erste Frage, die der stolze Besitzer gestellt bekommt: Wie viel? Nein, es geht nicht um die Leistung, sondern um das Fassungsvermögen des Kofferraums. Die Antwort lautet 640 Liter. Um umgelegten Lehnen der Rückbank sind es sogar 1.700 Liter. Zum Vergleich: Beim Golf Variant sind es 611 bis 1.642 Liter. Also entscheidet der tschechische Kompakte den Geräumigkeitsvergleich mit seinem Wolfsburger Technik-Bruder für sich. Aber das war ja zu erwarten.

Schließlich hat sich auch bei der Modellpflege an den grundsätzlichen Platzverhältnissen nichts geändert und das optimale Ausnutzen der Abmessungen einer Fahrzeugplattform steht bei den Fahrzeugen aus Mladá Boleslav seit jeher ganz oben im Lastenheft. Also was gibt es sonst Neues? Äußerlich sind die Änderungen überschaubar. Bei der Front fallen am ehesten noch die neuen Lufteinlässe und die Tatsache ins Auge, dass der Kühlergrill jetzt auf Höhe der Scheinwerfer abschließt, die jetzt bereits in der Basisvariante mit LEDs ausgestattet sind. Auf Wunsch sind auch verbesserte Matrix-LED-Scheinwerfer zu haben.

Deutlich mehr tut sich beim Infotainment, wo Anfang Oktober die künstliche Intelligenz in Form der Software ChatGPT Einzug hält. Auch wenn Fans der 1980er Kult-Serie Knight Rider (mit David Hasselhoff) von einem sprechenden Kompagnon à la KITT träumen, geht es beim Octavia zunächst um die persönliche Sprachassistentin Laura, die dann komplexere Fragen beantworten kann. Der tschechische Autobauer beeilt sich zu versichern, dass die Software keinen Zugriff zu den Daten des Fahrzeugs und der Menschen hat. Zudem sollen die Fragen und Antworten nach dem Ende des „Dialogs“ sofort gelöscht werden.

Damit Laura überhaupt mit uns kommunizieren kann, muss der Octavia ständig online sein. Das ist bei der aktuellen Netzwerkabdeckung zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen nur schwer vorstellbar. Hängt der aufgepeppte Octavia am Netz, sind drahtlose Updates und Verkehrsdaten in Echtzeit jederzeit abrufbar. Mit der Funktion Pay to Fuel spart man sich das Anstellen an der Kasse und kann die Rechnung an ausgewählten Tankstellen aus dem Auto heraus bezahlen. Ähnlich verhält es sich beim Parken. Wie bei einer Smartphone-App wird der Standort identifiziert und der Parkvorgang per My Skoda bezahlt, bis der Fahrer das Auto bewegt. Später soll der Octavia auch bei der Suche nach freien Parkplätzen helfen. Da ist von Vorteil, dass die Kommandozentrale, sprich der zentrale Touchscreen jetzt bis zu 13 Zoll misst.

Die Bedienung des Infotainments gibt keine großen Rätsel auf. Die Programme beziehungsweise Funktionen sind als Kacheln angelegt und werden mit einem Fingertipp aktiviert. Zur Not greift man bei der Navigation auf Apple CarPlay oder Android Auto zurück. Der Fahrer freut sich über das zehn Zoll große digitale Cockpit, die vielfältigen Lademöglichkeiten und die serienmäßige Zwei-Zonen-Klimaanlage. Die Tschechen tun außerdem einiges, um dem Zeitgeist der Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Beim Gerben des Leders ersetzen die Schalen von Kaffeebohnen Chemikalien und natürlich bestehen einige Stoffbezüge aus recycelten Geweben. Wir haben uns für das Stoffambiente entschieden und waren angetan. Das Ganze hat nichts mehr von dem schweißtreibenden Synthetikcharme vergangener Tage.

Bei den Antrieben bedient sich Skoda nach wie vor aus dem oberen Technik-Regal des VW-Konzerns. Also kommen mit der Modellpflege auch zwei neue 1,5-Liter-TSI-Motoren in den Octavia. Wir haben uns für eine Einstiegsmotorisierung mit 85 kW / 116 PS und einem maximalen Drehmoment von 220 Newtonmetern entschieden. Interessanterweise gibt es diese nur mit einer Sechsgang-Handschaltung, was für manche Autofahrer ein Ausschlusskriterium sein dürfte. Wir haben uns an das Anfahren am Berg mit oder ohne Handbremse erinnert und gerne in der Schaltkulisse gerührt. Zumal sich so die Anfahrtsschwäche des Aggregates kaschieren lässt. Wunder kann aber auch der Handbetrieb nicht vollbringen, da die PS-Zahl auch durch mehrfaches Runterschalten nicht steigt. Der Eindruck täuscht dennoch nicht: Die handgerissene Variante absolviert den Standardsprint von null auf 100 km/h in 10,5 Sekunden und damit um 0,2 Sekunden schneller als die gleich starke Mildhybrid-Variante mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Bei der Höchstgeschwindigkeit herrscht mit 203 km/h Gleichstand. Anders ist es beim Verbrauch: Bei der Version mit manuellem Getriebe meldete der Bordcomputer nach unserer Testfahrt 5,8 l/100 km und damit 0,7 l/100 km weniger als der maximale von Skoda angegebene durchschnittliche Benzinkonsum. Beim Mildhybrid waren es 4,8 l/100 km, Beim Mildhybrid waren es 4,8 l/100 km, was die Vorgabe um 1,3 l/100 km unterbietet.

Da sich der Vierzylindermotor schaltfaul bewegen lässt, ist auch das einigermaßen flotte Vorankommen auf der Landstraße ziemlich entspannt. Was auch an dem gut abgestimmten Fahrwerk liegt. Nur beim Stop-and-go-Verkehr in der Stadt kann das Ein- und Auskuppeln auf die Dauer nervig sein. Das gilt für das Motorengeräusch, sobald man per Kick-down die volle Leistung abruft. Dann steht die Geräuschkulisse in keiner Relation zum Vortrieb. Überholvorgänge wollen genau kalkuliert sein. Das ist auch beim Octavia 1,6 TSI mit Doppelkupplung so. Allerdings kostet dieses Extra 34.030 Euro und damit 2.600 Euro Aufpreis. Zum Vergleich: Der aufgefrischte Golf Variant kostet mit der gleichen Motorisierung in der Basisvariante 28.280 Euro, hat aber eine deutlich weniger umfangreiche Serienausstattung und rollt zum Beispiel mit 15-Zoll-Stahlrädern, ohne Zwei-Zonen-Klimatisierung oder beheizbare Vordersitze (sind nachträglich freischaltbar) zum Händler. Beim Octavia Combi sind es immerhin 17-Zoll-Alus und alle anderen genannten Extras sind serienmäßig.

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Am 25. Mai dieses Jahres steht der aufgefrischte Skoda Octavia beim Händler. Wer von allen Verbesserungen profitieren will, sollte noch etwas warten. Denn einige Optimierungen kommen erst „später“. Darunter der Notbremsassistent für Fußgänger hinter dem Fahrzeug (noch dieses Jahr) oder der autonome Parkassistent (Anfang Oktober), der sich per Smartphone auch außerhalb des Autos aktivieren lässt. Von Beginn an hat der Octavia einen neuen Müdigkeitsassistenten an Bord, der den Fahrer mit neuen Algorithmen überwacht. Jenseits einer Geschwindigkeit von 65 km/h fließen dann auch die Meldungen vom Spurhalteassistenten ein. Reagiert der Fahrer nicht, wie vom System vorgesehen, tritt ein dreistufiges Warnsystem in Kraft, das auch den Octavia langsam zum Stillstand bremst und die Warnblinkanlage aktiviert.

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Typ: Kompaktklassen-Kombi
Motor: Vierzylinder-Benziner
Hubraum (cm3): 1.498
Leistung in PS (kW) bei U/min-1: 116 (85) bei 5.000 bis 6.000
Max. Drehmoment (Nm) bei Umin-1: 220 bei 1.500 3.000
Höchstgeschwindigkeit (km/h): 203
Beschleunigung 0-100 km/h (sek.): 10,5
Getriebe: Sechsgang-Handschaltung
Antrieb: Vorderradantrieb
Treibstoffsorte: Superbenzin
Tank (L): 45
Verbrauch EU-Drittelmix (l/100 km): 6,5
CO2-Ausstoß (g/km): 148
Gewicht, Herstellerangabe (kg): 1.556
max. Zuladung (kg): 419
Abmessungen (L/B/H): 4.698 / 1.829 / 1.468 (L/B/H)
max. Ladevolumen (L): 640 bis 1.700
Preis (Euro): 31.430
Abgasnorm: EU 6 EA
Effizienzklasse: E

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