Rarer VW aus Brasilien: VW 1600 Variant do Brasil

Ein merkwürdiger Typ3: Der Vetter aus Brasilien!

Rarer VW aus Brasilien: VW 1600 Variant do Brasil: Ein merkwürdiger Typ3: Der Vetter aus Brasilien!
Erstellt am 1. August 2008

Er hat den gleichen Namen wie „unser“ VW 1600 und er schaut auch ein bisschen so aus, wie der Typ 3. Dabei ist der brasilianische VW 1600 eher mit dem Käfer verwandt als mit seinem direkten Namensvetter! In Brasilien selbst gehört der Käfer zwar immer noch zum Straßenbild, aber der hier gezeigte VW 1600 ist mittlerweile auch dort eine Rarität!

Die in und für Brasilien gefertigten Volkswagen sind eine Geschichte für sich! Spannend, weil wir hier nur wenig darüber wissen, aber auch verwunderlich, weil man sich oft erstaunt zur Kenntnis nimmt, warum z.B. die Entwicklung eines VW 1600 auf Käfer-Basis wirtschaftlich sinnvoller war als die 1:1-Übernahme des deutschen Typ 3? Die brasilianische VW-Geschichte ist gespickt mit bemerkenswerten Sonderwegen! Man wird seine Gründe gehabt haben und die Anforderungen des südamerikanischen Marktes haben einige sehr attraktive Volkswagen hervorgebracht, wie z.B. den SP2 oder den Karmann-Ghia TC. Bei Letzterem wundert man sich wieder, warum der es nicht zu einer Weltkarriere gelangt hat!

Auto über Bord: Die Werkzeuge landeten erstmal im Ärmelkanal!

Eine solche Karriere wäre dem hier gezeigten 1600er sicherlich nicht vergönnt gewesen! Dafür war er optisch wohl zu schrullig. Urknall für den seit 1968 in Brasilien produzierten VW 1600 war die Studie EA97 (1959/1960), die eine mögliche Variante des kommenden Typ 3 gewesen ist, dann aber verworfen wurde. So kam sie immerhin noch zu Ehren als brasilianischer „Typ3“ realisiert zu werden. Doch der brasilianische Typ 3 basiert auf einem Käferfahrgestell mit Pendelachse und den breiteren Bodenplatten vom Karmann-Ghia.

 

Tatsächlich ein Flachmotor - hier noch unrestauriert!



Der Motor war allerdings wie beim echten Typ3 ein Flachmotor – übrigens auch mit Doppelvergaser. Typ3.de berichtet, dass der Start des 1600 in Brasilien ums Haar sprichwörtlich ins Wasser gefallen wäre bzw. gefallen ist. So sollen die nach Brasilien verschifften Werkzeuge tatsächlich erst einmal im Ärmelkanal gelandet sein, wo sie anschließend geborgen werden mussten.

Volkswagen gründet 1953 Volkswagen do Brasil

VW 1600 Baujahr 1970: in Brasilien auch schon eine Seltenheit!

Volkswagen hatte sich schon sehr früh international aufgestellt, beginnend mit den ersten Fahrzeugexporten 1947 in die Niederlande, 1949 folgen die USA, 1952 Kanada und 1953 wird am 23. März die Volkswagen do Brasil in Sao Paulo gegründet. Käfer wurden bereits seit 1951 in Brasilien montiert, allerdings damals von der Firma Brasmotor, die den Käfer aus angelieferten Bausätzen (CKD für completely knocked down) fertigte.

 

 

Rund 250.000 "Brasi-Vari" liefen bis 1977 vom Band!

Eine Besonderheit des ab 1968 produzierten VW 1600 do Brasil sind seine 4 Türen, allerdings nur bei der Limousine, der spätere Kombi blieb ein Dreitürer. Der Variant sollte ein deutlich größerer Erfolg werden. Über 250.000 Exemplare wurden vom praktischen VW 1600 Variant gefertigt. Zwar immer noch mit Pendelachse hinten, dafür aber schon mit Scheibenbremsen vorn! Bereits im gleichen Jahr verpasste das Werk ihm ein Facelifting, die „Glubschaugen“ wurden durch modernere Doppelscheinwerfer ersetzt und das VW-Logo prangte nun in senkrechter Position von der Wagenfront! Beim zweiten Facelift 1971 erhielt der 1600 do Brasil dann die Scheinwerfer, die wir vom 411/412 kennen, tatsächlich aber erstmals beim Brasilia (das ist aber auch ein Bezeichnungskuddelmuddel, zumal sich 1600 do Brasil und Brasila nach der Modellpflege zum Verwechseln ähnlich sahen) zum Einsatz kamen. 1977 kam dann der Variant II, jetzt allerdings schon deutlich moderner mit einer Federbein-Vorderachse!

Ein VW-Fan im "Exil" - günstige VW Ersatzteile aus Brasilien

Das hier gezeigte Prachtstück gehört dem nach Brasilien ausgewanderten Marco Hammerand. Marco betreibt von dort einen Ersatzteilvertrieb für die Freunde luftgekühlter Volkswagen (aber auch für andere!!). Zierringe, Chromteile, Türgriffe usw. versendet er zu günstigen Kursen in alle Welt und auch die Fahrer der sogenannten Brasi-Busse versorgt er mit Ersatzteilen. Seinen Variant hat er im Dezember 2005 bei einem Händler entdeckt und für umgerechnet 1100 Euro€ auch gleich mitgenommen! Die Farbe war nicht mehr original und einer der Vorbesitzer hatte dem Vari neben einem Sportfahrwerk auch ein paar andere Modifikationen verpasst. Als erstes rüstete Marco auf Originalfelgen und Bereifung zurück, was den Fahrkomfort umgehend verbesserte.

 Als nächstes knöpfte sich Marco das Interieur vor, musste aber sehr schnell erkennen, dass die Teile für dieses Modell auch in Brasilien selten sind. Also durchwühlte er die Schrottplätze auf der Suche nach Verwertbarem. Besonders die Suche nach dem Original-Lenkrad stellt seine Geduld auf die Probe.

 

Alle Teile sind auch in Brasilien nicht leicht zu beschaffen!

Im Dezember 2006 entschloss sich Marco den Wagen von Grund auf zu restaurieren. Im Zuge der dann anstehenden Arbeiten erhielt das Auto dann nicht nur neue Bodenplatten, eine neue Innenausstattung, sondern auch seine rubinrote Lackierung! Außerdem verlegte Marco die Blinker wie ursprünglich vorgesehen in die Kotflügel. Es sollte noch gut ein Jahr dauer, bis Marco endlich den Radlaufchrom und die Originalspiegel auftreiben konnte. Auch wenn der Vari zu 99 % ausschaut wie aus dem Ei gepellt, ganz perfekt ist er noch nicht. Marco sucht noch eine neuwertige Zierleiste für die Fahrertür.

Wieviele der ursprünglich rund 250.000 Varis derzeit noch auf Brasiliens Straßen rollen ist leider nicht bekannt, aber sie werden zunehmend seltener. Umso erstaunlicher, dass wir jetzt erfahren haben, dass sich Marco vielleicht doch von seinem roten 1600er trennen will! Zugunsten eines sportlichen SP2! Für alle Kombi-Freaks, die nun feuchte Finger kriegen: 10-12.000 € wird der rare Vari wohl kosten, bis er in Deutschland angekommen ist!

32 Bilder Fotostrecke | VW 1600 do Brasil: Ein merkwürdiger „Typ3“: Der Vetter aus Brasilien! Baujahr 1970//Fotos: Marco Hammerand #01 #02


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