Wenn bei Volkswagen von einem wassergekühlten Frontmotor und Vorderradantrieb die Rede ist, denkt (fast) jeder von uns automatisch an den VW Golf. Dabei schüttelte man bereits 1970 ein bereits fertiges As aus dem NSU-Ärmel: Den K 70. Bei der Übernahme der NSU Motorenwerke durch Volkswagen war das kantige Konzept der Entwickler quasi mit übernommen worden. So markant der Wagen auch aussah, so bleiähnlich stand er sich in den Verkaufsräumen die Räder eckig und war kaum an den Mann zu bringen. In viereinhalb Jahren verließen rund 211.000 Fahrzeuge das Werk in Salzgitter, ehe die Produktion Anfang 1975 eingestellt wurde. Tja, damals gab es noch keinen Gleichteilebaukasten und durch die hohen Produktionskosten weinte dem K 70 hausintern wohl kaum jemand eine Träne nach.
Zu Lebzeiten selten, heutzutage eine Rarität
Fans von originalen Fahrzeugen und klimatisierten Stellplätzen, damit dem automobilen Schätzchen auch ja kein Haar gekrümmt wird, müssen jetzt ganz tapfer sein. Was Stefan Obenauf aus Österreich mit seinem VW K 70 gemacht hat, das bedarf für Puristen und Sammler sicherlich ein paar Beruhigungspillen extra forte, heruntergespült mit Nerventee.
Flach liegt er da, der kantige Geselle. So flach, dass die glänzenden „Fuchs“-Felgen im Radkasten verschwinden und die Räder beinahe in der Luft hängen. Nein, so hatte sich das der damalige Entwicklungsvorstand sicherlich nicht gedacht. Zumal der K 70 nie mit 7x17 Zoll Porsche Fuchs Replika-Felgen und ultraflachen 185/35er Nankang Reifen angeboten wurde.
Für den K 70 gab es kein Fahrwerk von der Stange zu kaufen
57 Bilder Fotostrecke | VW K70 mit Airride und "Fuchs"-Felgen: Obenauf statt nur dabei In Sachen Fahrwerk ist zwar kein Hexenwerk verbaut, dafür aber eine spezielle Individuallösung von HP Drivetech. Kenner werden es schon beim Anblick der Bilder geahnt haben. So eine „Bauchlandung“ geht nur mit einem Airride. Die nötige Hardware nebst Kompressor und Verdrahtung sitzt in der Ersatzradmulde im Kofferraum.
Zufallsfunde gibt es: Der K 70 ist ungeschweißt, hat 45.000 km auf der Uhr und erstrahlt im Originallack
Man höre und staune Bauklötze: Die Karosserie befindet sich laut Stefan im Originalzustand. Selbst der weiße Lack ist original und wurde im Baujahr des Wagens, also 1974, erstmalig aufgetragen. So unangetastet und jungfräulich wie am Blechkleid ging es bei den übrigen Fahrwerkskomponenten nicht zu. Die Umsetzung der totalen Tieferlegung war alles andere als ein Zuckerschlecken und erforderte ein Umschweißen der Querlenker. Der Unterboden des Fahrzeugs wurde gesäubert, von der betagten Schutzmasse befreit und neuer Unterbodenschutz aufgetragen. Achsteile und der Tank nahmen eine „Dusche“ im Sandstrahlbad und erhielten einen neuen, schwarzen Anstrich. Damit keine Karosseriekante angelegt werden musste, ließ Stefan die Felgen an der Hinterachse um zwei Millimeter abdrehen.
Auf "Willhaben.at" sagte Stefan "den will ich haben!"
Zu seinem K 70 kam Stefan übrigens wie die Jungfrau zum Kind. Eines schönen Sommertages schaute er auf der österreichischen Kleinanzeigenplattform „Willhaben.at“ nach gebrauchten Autos der Marke VW. Auf einmal tauchte der weiße K 70 in den Suchergebnissen auf. Erstbesitz, Top-Zustand und nur 45.000 Kilometer auf der Uhr. Der Besitzer hatte das Fahrzeug von einem Bekannten geerbt und wollte es eigentlich nur weiterverkaufen. Stefan rieb sich verwundert sie Augen, vereinbarte noch am selben Tag eine Probefahrt und kaufte das gute Stück.
Hammer Kombination: Weißer Lack und rote Innenausstattung
Auch in Sachen Innenausstattung legte Stefan keinerlei Hand an. Ja, in den 70er Jahren hatte man auch schon ein Faible für extravagante Farben im Interieur. Heutzutage nennt sich so etwas „Individual“ und muss teuer bezahlt werden. Ein wenig Individualität bekam der K 70 noch in Sachen Auspuff spendiert. Damit der 1,6-Liter Vierzylinder auch schön kernig ausatmet, baute Stefan eine entsprechende Anlage für mehr Sound. Untendrunter, nicht Obenauf!
Technische Daten:
Fahrzeugtyp: VW K70
Baujahr: 1974
Motor: 1,6-Liter Vierzylinder, 75 PS, Eigenbau-Auspuffanlage
Getriebe: Serie, 4-Gang
Fahrwerk: speziell angefertigtes HP Drivetech Luftfahrwerk, Dreieckslenker und Spurstangen modifiziert
Bremsen: original
Räder: Porsche Fuchs Replika-Felgen in 7x17 Zoll ET40, Lochkreis 5x130, an der Hinterachse 2mm abgedreht
Reifen: Nankang in 185/35 R17
Karosserie: Unterbodenschutz erneuert, Tank und Achsteile sandgestrahlt und schwarz lackiert, sonst ungeschweißt und im weißen Originallack
Innenraum: originale Innenausstattung
Dank an: HP Drivetech
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