Der VAU-MAX.de Fahrbericht zur Chevrolet Corvette Stingray C7

Donnerbolzen mit Charme!

Der VAU-MAX.de Fahrbericht zur Chevrolet Corvette Stingray C7: Donnerbolzen mit Charme!
Erstellt am 8. Dezember 2016

Nachdem wir mit der Z06 bereits das aktuelle Top-Modell der Corvette-Flotte ausgiebig testen konnten, hatten wir nun das Vergnügen mit der "kleinen Schwester", nämlich einer C7 Stingray. Braucht die Corvette wirklich Mega-Spoiler und Power-Kompressor, um ein absolutes Spaß-Mobil zu sein?

Fahrbericht zur 659 PS starken Chevrolet Corvette Z06 (2016) Natürliche Auslese mittels Dampfhammer! Nach einem Ritt auf der wunderschönen Kanonenkugel namens Chevrolet Corvette Z06 hat man auf die harte Tour gelernt, zu welcher Kategorie Fahrer man gehört. Die "kleine Schwester" hat es faustdick hinter den Ohren!

Die Corvette Z06 ist ein absolutes Monster, das dem Fahrer auf jedem Meter höchsten Respekt einflößt. Davon konnten wir uns bereits überzeugen. Umso gespannter waren wir auf das "Basismodell" der Corvette-Flotte, sofern man bei diesem exklusiven Sportwagen überhaupt von Basis sprechen kann. In diesem Falle bedeutet "Basis" immer noch ein großvolumiger V8, 466 PS und 630 Nm Drehmoment. Bei anderen Marken hört hier der Spaß schon auf. Bei Corvette fängt er erst an, und das ist wörtlich zu nehmen. Während man bei der Z06 stets am Rande der Physik und des Gesetzes wandelt, kann man das Fahren in der Stingray wirklich genießen.

V8 in seiner reinsten und besten Form!

Das fängt beim famosen Motor an. Der traditionelle V8 unter der langen Haube kann aus 6,2 Litern Hubraum schöpfen und entwickelt eine Spitzenleistung von 466 PS bei relativ späten 6.000/min. Dabei verfügt die Maschine über das althergebrachte Setup mit unten liegender Nockenwelle und Stößelstangen. Was das Triebwerk aber in keinster Weise daran hindert, sich blitzartig in höchste Drehzahl-Regionen zu werfen und gewaltigen Schub zu entwickeln. Dabei hängt der große Motor extrem scharf am Gas, wie es nur Saugmotoren können. Im unteren Drehzahlbereich geht es bereits gut voran, während bei 3.500/min ein wahrer Sturm losbricht. Dann kommt man mit dem Schalten kaum noch hinterher, was auch an der im Testwagen verbauten 7-Gang-Schaltbox liegt. Die Schaltung lässt sich relativ exakt, aber knochig und schwergängig betätigen. Angesichts der Ur-Gewalten, die im Getriebe verwaltet werden müssen, kann man aber auch keine spielerische Leichtgängigkeit erwarten.

Lieber schalten lassen!

Viel schwerer wiegt die enge Anordung der höheren Gänge. Beim Rühren zwischen den Gängen 4 bis 7 kann man sich leicht vertun, was nicht besonders lustig ist, wenn man beim Runterschalten aus dem siebten Gang plötzlich den dritten statt des fünften erwischt... Zudem sind die oberen vier Schaltstufen sehr lang ausgelegt, was das Temperament doch deutlich zügelt. So kann es schon vorkommen, dass einem ein Golf GTD auf der Autobahn nach einer Baustelle um die Ohren fährt, weil man zu faul war, ein bis vier Gänge runterzuschalten. Dafür macht das Einholen und - mit lautem Gebrüll aus den vier Ofenrohren am Heck - vorbeipreschen danach umso mehr Spaß!

Durch Erfahrung und Feinarbeit perfektes Fahrwerk!

Viel Spaß vermittelt auch das Fahrwerk. Ähnlich wie beim Motor vertraut Chevrolet auch hier auf eine vergleichsweise simple, aber seit Jahrzehnten immer weiter verfeinerte und ausgereifte Rezeptur. Querblattfedern übernehmen die Federung und auch einen Teil der Radführung. Die heute aus Verbundmaterial gefertigten Federn ermöglichen im Zusammenspiel mit der dritten Generation der verstellbaren "Magnetic Selective Ride Controll" Stoßdämpfer ein erstaunlich präzises Fahrgefühl und ein messerscharfes Handling. Die Spreizung zwischen den per Fahrdynamikschalter justierbaren Stufen Tour, Sport und Track ist erfreulich groß.

Messerscharfer Kurvenspaß auf Knopfdruck!

Im Tour-Modus, in dem auch der Antrieb sanfter reagiert und die Auspuffklappen geschlossen sind, lassen sich lange Etappen völlig entspannt zurück legen. Dabei federt die Corvette für einen Sportwagen verblüffend gut. Im Sport- und - noch extremer - im Track-Modus wird das Fahrwerk knochentrocken, die Lenkung noch exakter und der Antrieb hängt rattenscharf am Gas. Nun lenkt die Corvette sehr spitz, aber kontrollierbar ein und hält den Kurs, egal welches Tempo anliegt. Eine derartige Kurvengierigkeit bietet im Moment nicht mal der 911er Porsche! Und die Zeiten wilder Heckschwenks sind auch schon länger vorbei. Power-Oversteering geht zwar dank der überbordenden Kraft jederzeit, muss aber stets provoziert werden und bleibt auch dann kontrollierbar. Untersteuern kennt die Vette dagegen überhaupt nicht! Grandios!

Wohlfühl-Oase mit Konzertsaal-Qualität!

Auch im Interieur hat sich in den letzten Jahrzehnten glücklicherweise viel getan. Die Zeiten wilder Plastikwüsten sind schon länger vorbei. Die C7 glänzt nun mit einem sehr edel wirkenden Innenraum, der durch das "Jet Black Suede special edition package" nochmals stark aufgewertet wurde. Im schlappe 8.000 Euro teuren Paket sind unter anderem Alcantara-Bezüge für Armaturenbrett, Himmel und die weitere 1.850 Euro Aufpreis kostenden Competition-Sportsitze enthalten. Auch das feine Nappa-Leder an den Sitzen gehört zum Paket, genau wie das Alcantara-Lenkrad. Noch edler wird der Innenraum durch das hochglänzende Carbon am Armaturenbrett. Das Multimedia-System mit dem großen Touchscreen in der Mittelkonsole lässt sich leicht bedienen und ist klar gegliedert. Neben Navi, Bluetooth, und CD/MP3-Player bietet die Anlage auch voll digitales DAB-Radio, das über die Bose-Surround-Anlage mit Centerpoint glasklaren und druckvollen Audio-Genuss ermöglicht. Ebenso klar ist die Darstellung auf dem 8 Zoll großen Instrumenten-Paneel, das je nach gewähltem Fahr-Modus in unterschiedlicher Konfiguration erscheint.

Viele Einstell-Möglichkeiten - wer es denn möchte!

Ein Klassiker in einer Corvette ist das serienmäßige Headup-Display, das in seiner neuesten Ausführung mehrfarbig auftritt und perfekt im Blickfeld des Fahrers liegt. Auch hier lassen sich unterschiedliche Ansichten wählen. Eine Verkehrszeichenerkennung bietet das System aber leider nicht. Überhaupt ist die Liste der heute so beliebten Assistenten erstaunlich kurz. Kein Abstands-Tempomat, kein Spurwechsel-Assistent, kein Auffahr-Warner - hier ist der Pilot noch Chef! Dafür bietet die Corvette im Track-Modus diverse verschiedene ESP-Einstellungen für die entsprechenden Strecken-Bedingungen, um für alle Renn-Konditionen optimal gerüstet zu sein. Und wer ein wenig im Handbuch blättert, findet auch die Prozedur für die "Launch Control", die einen Raketenstart mit optimalem Grip ermöglicht. Einfach System aktivieren, Vollgas geben und Kupplung schnalzen lassen, den Rest erledigt die Corvette. Einfach brachial und beeindruckend!

Typisch Corvette - aber auf der Höhe der Zeit!

Zum Schluss widmen wir uns dem Exterieur. Messerscharfe Kanten, eine ellenlange Motorhaube und das kantige Heck mit den typischen vier Rückleuchten prägen die Ansicht. Auch die vier dicken, mittig angeordneten Auspuffrohre passen perfekt zur Corvette. Die Kriegsbemalung in Form von einem Motorhauben-Streifen mit mattem Logo ist sicher nicht jedermanns Sache, unterstreicht aber den Charakter der Corvette. Mischbereifung in 245/35/19 und 285/30/20 betonen die keilförmige Silhouette, während die roten Sättel der Z51-Performance-Bremsanlage durch die schönen Felgen blitzen. Selbst in silber erregt dieses Auto Aufsehen, wobei die Kommentare durchweg positiv ausfallen. Und wenn man dann den Motor startet und die Vette laut bollernd aus dem vier offenen Auspuff-Rohren brüllt, hat man garaniert jedem halbwegs autoaffinen Passanten ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert!

Viel Spaß für nicht ganz so viel Geld!

Beim Thema Kosten kann die Corvette ebenfalls ordentlich punkten. Ihr Basispreis von 79.500 € ist angesichts der gebotenen Leistung eine echte Kampfansage. Selbst der Testwagen-Preis von 94.450 €, der allerdings fast sämtliche erhältliche Optionen umfasst, ist im Vergleich mit deutschen Mitbewerben geradezu ein Schnäppchen. Unterhaltstechnisch sieht spielt die Corvette voll und ganz in ihrer Liga. Will heißen, die Kosten für Steuer und Versicherung sowie Wartung sind entsprechend hoch. Und auch beim Kraftstoff-Konsum sind von einem großvolumigen V8 keine Wunder zu erwarten. Immerhin wartet die Corvette mit einer zeitgemäßen Zylinderabschaltung auf, die deutlich Kraftstoff spart. Auf eine im Sportwagen-Bereich peinliche Start/Stopp-Automatik verzichtet Chevrolet glücklicherweise. So lässt sich die Corvette bei ruhiger Fahrweise durchaus mit 11 Litern auf 100 km bewegen. Am anderen Ende der Spanne ist man auch ganz schnell bei knapp 20 l/100km, wenn man auf nächtliche Reiseschnitte von weit über 200 km/h Wert legt.

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Technische Daten Chevrolet Corvette Stingray C7:

Typ

  

Chevrolet Corvette C7

Motor

 

V8-Motor (LT1) mit Benzindirekteinspritzung

Hubraum (cm3)

 

6162

Leistung in PS (KW) bei U/min

 

466 (343) bei 6000

Drehmoment  

630 Nm bei 4600 U/min

Höchstgeschwindigkeit (km/h)

 

290

Beschleunigung 0-100 km/h (sek.)

 

4,2

Getriebe

 

Siebengang-Handschaltung mit Active Rev Match

Antrieb

 

Hinterradantrieb

Treibstoffsorte

 

Super

Verbrauch EU-Drittelmix (l/100 km)

 

12

CO2-Ausstoß (g/km)

 

280

Länge (mm)

 

4493

Breite (mm)

 

1877

Höhe (mm)

 

1239

Gewicht, Hersteller- angabe (kg)

 

1539

Preis (Euro)

   94.450 € inkl. Optionen

Kfz-Steuer (jährl.)/Euro alt

 

418,50 €

Kfz-Steuer (jährl.)/Euro neu

 

444,00 €

 

 

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