Was Dacia kann, kann Lada schon lange

Lada Vesta als robustes Einsteigerauto

Was Dacia kann, kann Lada schon lange: Lada Vesta als robustes Einsteigerauto
Erstellt am 23. Februar 2017

Beim Namen Lada fällt einem doch unweigerlich der kleine und unverwüstliche Geländegänger Niva ein. Aber auch der scheinbar aus Panzerstahl und über Jahrzehnte in Fiat Lizenz gefertigte Lade 2115 sind untrennbar mit der Marke aus Russland verbunden.

Selbst heute sind Lada-Modell noch immer als Neuwagen bei uns zu bekommen. So machte der Niva im vergangenen Jahr zwei Drittel der bundesweit 1.700 Lada-Neuzulassungen aus und sichert seit Jahren die Existenz des Importeurs. Die übrigen Lade-Modelle spielen hingegen kaum eine Rolle. Doch das könnte sich bald ändern, denn Lada bietet in Deutschland erstmalig den Vesta an.

Mit dem vom früheren Mercedes-Benz- und Volvo-Designer Steve Mattin gestalteten Vesta soll es nun weiter nach oben gehen, und keine Frage, der neue Lada fällt auf. Verantwortlich dafür ist vor allem das von Mattin erfundene „X“-Design der Front. Das 4,41 Meter lange Modell, das mit seinen Maßen der Kompaktklasse schon recht nahe kommt, kann auch bei den Proportionen überzeugen. Die Stufenhecklimouisne läuft im hinteren Viertel mit coupéhaften Linien aus, die dabei keineswegs zu Lasten des Platzes im Fond gehen. Auf fällt aber auch, dass hinten nur Trommelbremsen und statt der heute auch im B-Segment üblichen sechs Airbags nur vier (vorne) eingebaut sind.

Für kalte Winter ist der Vesta gut gerüstet

Ansonsten mangelt es dem Vesta aber so gut wie an nichts. Die Russen setzen nicht nur auf ein zeitgemäßes Ambiente mit drei leicht tubenförmigen Rundinstrumenten, sondern auch auf Gimmicks wie Sitz- und sogar Fontscheibenheizung, Lenkradtasten, Tempomat, Multimedia-Touchscreen und Rückfahrkamera. Eine Klimaanlage, Bluetooth-Freisprecheinrichtung und neigungsverstellbare Mittelarmlehne verstehen sich da fast schon von selbst.

Auf den hinteren, leicht ausgeformten Sitzen mangelt es weder an Knie- noch an Kopffreiheit, und die Polster bieten erfreulich viel Beinauflage. Der Kofferraum ist relativ gut zugänglich und bietet viel Platz. Im Gegensatz zu anderen Lada-Modellen lassen sich die Lehnen aber nur  im Verhältnis 40:60 umklappen, um noch mehr Raum zu schaffen. Der Kofferraumdeckel ist von innen nur zur Hälfte ausgekleidet, und über die gesamte Fahrzeugbreite zieht sich eine ebenfalls nackte Querstrebe. Und auch bei den Sitzhalterungen wurde stellenweise mit Lack gegeizt, von Seitenschwellerverkleidungen hält man im fernen Togliatti offenbar auch nicht viel.

Lada-Plattform und Lada-Motor

Bis auf ein paar Schalter aus dem Renault-Regal ist der Vesta eine komplette Eigenentwicklung, die auf einer neuen Plattform steht. Der einzige zur Verfügung stehende Motor stammt ebenfalls von Lada. Der 1,6-Liter-Benziner mobilisiert 78 kW / 106 PS und 148 Newtonmeter Drehmoment. Als Normverbrauch werden 6,1 Liter pro 100 Kilometer für den Fünf-Gang-Handschalter angegeben. Alternativ wird für 760 Euro Aufpreis ein automatisiertes Schaltgetriebe geliefert, das wir auf einer kurzen ersten Ausfahrt kennengelernt, aber nicht lieben gelernt haben. Vor allem beim Beschleunigen wirkt es sehr angestrengt und baut nur mühsam Vortrieb auf. Der Motor wartet mit einer recht guten Dämmung auf, und die Lenkung liefert ausreichendes Feedback. Die Dämpfung wirkt nach einem ersten flüchtigen Eindruck etwas rustikal, aber angesichts wachsender Schlaglochdichte, auch in Deutschland, kann eine auf russische Straßenverhältnisse abgestimmte Auslegung nicht schaden.

Deutschland ist (nach Kasachstan und Weißrussland) erstaunlicherweise der drittgrößte Exportmarkt für die einzige russische Automarke. Dieter Trzaska, Geschäftsführer der in Buxtehude ansässigen Lada Automobile GmbH, setzt große Hoffnung auf den Neuen. 1.200 Vesta sollen die rund 240 Stammhändler in diesem Jahr noch an den Mann und die Frau bringen. Im Visier stehen vor allem Neukunden jüngeren Alters, die mit dem Lada zu ihrem ersten eigenen Neuwagen kommen sollen.

Stattlicher Preis, umfangreiche Serienausstattung

Die umfangreiche Serienausstattung soll den Preis von knapp 12.500 Euro (Vesta Luxus mit Vollausstattung 13.490 Euro) rechtfertigen. In diesen Regionen tummeln sich – anders als bei Kalina und Granta – aber eben auch schon namhaftere Hersteller und beispielsweise der in der Türkei gefertigte, kompakte Fiat Tipo. Und so tauchte am Rande der ersten Pressevorstellung die Frage auf, ob nicht eine abgespeckte Basisversion sinnvoll wäre. Man werde darüber nachdenken, hieß es darauf. Für die zweite Jahreshälfte 2018 ist jedenfalls schon einmal die Kombivariante Vesta SW Cross im heutzutage beliebten, leichten Offroad-Look angekündigt. Damit soll es mit der Marke noch weiter aufwärtsgehen .

Keine Frage, das neue Modell stellt für die Marke einen großen Sprung nach vorne dar. Ein Quantensprung ist allerdings bei allem Fortschritt im Detail noch nicht gelungen. Man darf gespannt sein, ob der X-Faktor zieht. Mit dem Vesta könnte die Marke Lada durchaus wieder häufiger im Straßenbild zu sehen sein. (ampnet/Jens Riedel) 


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