Ein ganz besonderes "Finnish" - VW T1 Pritsche

Aus Kasten mach Pritsche: Finnlands bester VW T1-Custom

Ein ganz besonderes "Finnish" - VW T1 Pritsche: Aus Kasten mach Pritsche: Finnlands bester VW T1-Custom
Erstellt am 28. April 2008

Glaubt es oder glaubt es nicht, aber diese VW Pritsche begann ihr Autoleben als Kastenwagen. Gut, man sieht es ihr nicht mehr an, aber die skandinavischen Winter sind lang und dann kommen speziell in solchen Tagen Mittel zur Anwendung, die die Fantasie beflügeln. Daher sollte man jetzt besser von einem Custom-Wagen sprechen.

Als der T1 1962 das Werk in Hannover verließ, war er ein ganz gewöhnlicher Kastenwagen, den die finnische Armee bestellt hatte, um ihn als Feldambulanz zu verwenden. Der Bulli hatte Glück und offensichtlich einen prima Fuhrparkleiter, denn bis 1980 blieb der VW leidlich gut gepflegt im „Staatsdienst“. Sein jetziger Besitzer Anders Nilsson stöberte den Kasten dann 1996 auf, aber zu diesem Zeitpunkt war der Bulli schon ein Fall für eine Totalrestauration! Und so ging es erst einmal an die Rostbekämpfung.

„Heavy“ & extrem: 10 Jahre Blut, Rost & Schweiß(en)

Während unser finnischer Freund also mit dem Schweißgerät so vor sich hin brutzelte, sagte er sich: „Ach wenn ich schon soviel reparieren muss, dann kann ich ja auch gleich richtig „heavy“ modifizieren!“ Und so trennte er den Boden aus der Fahrerkabine, um ihn um ein paar Zentimeter angehoben gleich wieder einzusetzen. Wozu? So lässt sich das ganze Fahrzeug extremer tieferlegen! Denn Anders hatte sich vorgenommen, den Bulli beim Bug Run in Mantorp zu präsentieren, glücklicherweise sich aber nicht auf ein Jahr festgelegt. Denn vom Kauf bis zur Fertigstellung sollten 10 Jahre vergehen. In dieser Zeit kam er irgendwann auf die Ideen, den Kasten in eine Pritsche zu verwandeln!

So mancher mag sich wundern: „Warum nicht gleich eine Pritsche kaufen?“ Wenn man einmal ein Auto komplett durchgeschweißt hat, dann hängt das Herz offensichtlich dran! Naja, und dann sollte die Pritsche ja auch ganz anders aussehen, als man es vom Typ2 her kannte. Anders beschloss nämlich beispielsweise, den Boden der Ladefläche mit versiegeltem Laminat von Bauhaus fertigzustellen. Hört sich merkwürdig an, sieht aber fantastisch aus.

Keine Winker über 100 km/h...

In die Seitenwände montierte Anders beidseitig die Stauraumklappen einer 70er Pritsche. Dahinter verbergen sich sowohl der Kompressor für die Airride-Anlage wie auch der große Lufttank. Der untere Schwellerbereich entstand aus Meterblech und wurde 4 cm tiefer gezogen als beim Original.

Eine interessante Modifikation findet sich an der Rückwand der Fahrerkabine. Hier hat Anders die Heckklappe des Kastens integriert und auch gleich mit einem ausstellbaren Fenster im Safari-Look kombiniert. Natürlich lässt sich die Heckklappe öffnen. In den B-Säulen stecken nun zudem Winker, die aber nur unter 100 km/h ausgefahren werden. Warum? Weil wegen des Fahrtwind dem Winker sonst nur das Ende winkt....!

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17“-American Racing mit Nokian-Reifen

Wer einmal unter den Bulli schaut, wird ebenfalls überrascht sein. Zum Thema Vorderachse: mattschwarz lackiert, um 10 cm in der Breite gekürzt und die Aufhängungspunkt nach oben versetzt. Außerdem kommen Tieferlegungsachsschenkel und Rasterplatten zum Verdrehen der der Torsionsfedern im Achskörper zum Einsatz. Und on top: die Luftfedern für das Airride! Hinten steckt nun eine ebenfalls gekürzte Doppelgelenk-Hinterachse aus einem moderneren T2 plus Airride. Beide Achsen sind mit Scheibenbremsen bestückt, die man durch die 17“-American Racing-Felgen auch gut sehen kann. Und bei der Wahl der walzen entschied sich Anders für die finnische Top-Marke Nokian (215/40 R17 v & 235/45-17 h)

Flokati an der Decke!

Übrigens, die Dachpartie stammt tatsächlich von einer Pritsche, zumindest der vordere Teil, denn das Fahrerhaus liegt größentechnisch irgendwo zwischen normaler Einzel- und Doppelkabine. Das Interieur ist für Nostalgic-Aircool-Freaks eine Augenweide. Zumindest wenn man auf einen bestimmten Style steht. So klebt unter der Decke weißer Flokati und auf den Sitzschienen stecken nun echte Kübelsitze (Was mit dem VW 181 nichts zu tun hat!). Eine Schalthebelverlängerung im Hot Rod-Style ermöglicht Gangwechsel, die auch optisch schön anzusehen sind. Im traditionell schon recht aufgeräumten T1-Armaturenbrett findet sich nun nur noch der Tachometer wieder, alle übrigen Öffnungen sind verschlossen. Dafür aber bildet das Lenkrad dank Metalflake-Lackierung einen interessanten Blickpunkt.

100 PS unter der Pritsche

Das polierte und versiegelte Ladebett ist natürlich viel zu schade, um da ernsthaft Lasten darauf zu transportieren. Dafür aber findet sich eine „Service Klappe“ im Ladebett, um den Zugang zum Motor zu erleichtern. Zwei Haubenaufsteller aus einem Audi 80 sorgen dafür, dass die Klappe auch geöffnet bleibt. Wer dann einen Blick riskiert, sollte sich besser nicht vom Gebläsekasten des 30 PS-Motors irritieren lassen. Denn hier rumort ein perfekt cleaner 1835 ccm-Boxer, der dank edler Innereien und einem 40er Weber-Vergaser-Duo gut 100 PS leistet. Und dank eines ungedämpften Stingers bestialisch klingt!

Nun die 10 Jahre Arbeit haben sich für Anders bezahlt gemacht. So räumte sein T1 in Mantorp kräftig ab: Nummer 1 in “Peoples Choice”, “Best Paint” und “Best Innovation”. Und jetzt auch noch Auto der Woche bei Vau-Max.de! Kann das Leben schöner sein?! ;-)



Text: Heikki Malinen/Thomas Ebeling

Fotos: Heikki Malinen

VAU-MAX kompakt

Fahrzeugtyp: T1 Kastenwagen

Baujahr: 1962

Karosserie: Umbau auf Pritschenwagen, Kabine gekürzt, Seitenwände mit Stauraumklappen modifiziert, Safari-Fenster, Rückwand mit Heckklappe kombiniert, Winker in B-Säule, Boden um 10 cm angehoben, Schweller um 4 cm runtergezogen, Ladebett aus Parkett-Laminat, (Bauhaus)

Motor: 1.835 ccm, 92 x 69, Empi-Zylinderköpfe, Engle-Nockenwelle (W110), 40er-Weber-Doppelvergaser-Anlage, Ölkühler, Bosch 009-Zündverteiler, 30 PS-Typ1-Gebläsekasten

Räder & Reifen: American Racing 17“ ET mit Nokian 215/40 R17 (v) & 235/45 R17 (h)

Fahrwerk: Airride-System (v&h), Vorderachse gekürzt, mit Rasterplatten und Tieferlegungsachsschenkeln, hinten Doppelgelenk-Hinterachse gekürzt

Bremsen: Golf GTI IV-Scheibenbremsen rundum, Audi 90 Bremssättel

Innenraum: Armaturenbrett gecleant, Metalflake-Lenkrad, Kübel-Sportsitze, Flokati-Himmel, Empi-Schaltstock-Verlängerung

Dank an: Nina Krohn, Krohns Verkstad, Spies Hecker/Color Net, Nokian Tyres, Mirka, K Raak Racing, Jakobstads Bilmålarservice and Mats Nylund

36 Bilder Fotostrecke | Ein ganz besonderes 'Finnisch' - VW T1 Tuning Pritsche Bilder: 1962 VW Ex-Kastenwagen /Fotos: Heikki Malinen #01 #02

1 Kommentar

  • Jennie

    Jennie

    Die Finnen sind so krass drauf .... richtig geil gemacht !

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