Kurz vor Lade(r)schluss

1976er VW Golf 1 GTI auf 260 PS g-laden

Kurz vor Lade(r)schluss: 1976er VW Golf 1 GTI auf 260 PS g-laden
Erstellt am 9. Februar 2017

Der prägende Moment im Leben eines Menschen – jeder kennt ihn. Die erste Liebe, der erste Urlaub, die erste eigene Wohnung und natürlich: das erste Auto-Erlebnis. Bei vielen ist dies der Besuch in einer Fahrschule, doch manche begegnen ihrem Glück auf vier Rädern schon Jahre früher.

Früh auf den Golf gekommen

Bei Hannes Steinbauer aus Österreich war dies der Fall. Schon mit 12 Jahren sammelte er erste Erfahrungen mit dem Golf 1 Diesel seines Cousins auf einem abgelegenen Parkplatz. Bis zum Führerschein vergingen zwar noch einige Jahre, doch schon damals stand für Hannes fest: Ein Golf 1 muss her! Dem Wunsch kam er auch nach und kaufte sich mit Erreichen der Volljährigkeit einen marsroten Einser Golf.

Golf 1, Golf 2, Golf 3, Corrado: Hannes schraubte sich kreuz und quer durch die VW Modellpalette

Wie das so ist, waren die 50 PS bald schon nicht mehr ausreichend. Hannes verkaufte den kantigen Gesellen und tobte sich an verschiedenen Projekten aus, darunter zwei Corrado, ein Zweier Golf, ein Golf 3 Turbo und auch ein Einser Cabrio. Dann packte ihn der Golf 1 Virus erneut und er legte sich einen 1983er GTI zu. Der wurde schick gemacht, mit terracottafarbenem Leder ausgepolstert und motortechnisch mit 45er Weber Doppelvergasern „gedopt“. Fürs Erste war Hannes glücklich, aber noch nicht zufrieden: „Ich wollte unbedingt einen Golf GTI aus dem Jahr 1976 – mit den kleinen Rückleuchten!“

36 Bilder Fotostrecke | Kurz vor Lade(r)schluss: 1976er VW Golf 1 GTI mit G60-Herz aufgehübscht #01 #02

Wer sucht, der findet endlich. So veräußerte Hannes seinen umgebauten 83er GTI und kaufte ein 1976er Modell in sehr gutem Zustand. Das war 2013. Seitdem hat der Wagen mehrere Umbauphasen hinter sich und so gut wie gar nichts erinnert mehr an den Seriengolf von einst.

Ganz schön G-laden: Der G60-Motor stemmt die 260 PS mit links

Den größten Anteil daran hält der Motor. Ursprünglich in einem Golf 2 beheimatet, verpflanzte Hannes den 1,8 Liter G60 in das Triebwerksabteil seines GTI. Doch zuvor kreiste der große Werkzeugkasten über dem Vierzylinder. Das Aggregat erfuhr eine grundlegende Überarbeitung mit Kolben und Pleueln von Wössner. Der Kopf wurde geplant, eine verschärfte Schrick-Nockenwelle gibt den Takt vor. Dermaßen modifiziert und dank 0,8 bar Ladedruck bringt es der Motor jetzt auf rund 260 PS, die an den verstärkten Antriebswellen und dem modifizierten Getriebe zerren. Ein zusätzlicher Ölkühler hält den Schmierstoff stets im grünen Bereich, die abgespeckte Schwungscheibe sorgt für gestiegene Hochdrehfreude.

Vor den Audi S2 Sätteln sitzen wunderschöne BBS E50 Magnesiumsterne

Dieser Golf ist bei Bedarf nicht nur verflixt schnell, er stoppt auch sehr bissig, was an den Seat Ibiza Cupra Bremsscheiben liegt, die von Audi S2 Sätteln in den Schwitzkasten genommen werden. Fahrwerksseitig vertraut Hannes auf ein Gewinde von KW in der „gepfefferten“ Variante 3 inklusive verstellbarer Domlager.

Es ermöglicht eine fast schon unverschämte Tieferlegung von rund 160 Millimetern bei gleichzeitig erstklassigem Handling. Den Kontakt zur Straßen stellen 17-Zöller von Nankang her. Sie dienen den glamourösen BBS E50 Magnesium-Mehrteilern als Auflage. Sechs Zoll messen die Rennsportfelgen an der Vorderachse, hinten sind sie ein halbes Zoll breiter.

Dank Neulackierung glänzt der Golf 1 GTI wieder in "Harvest Moon Beige"

Die außergewöhnlich gute Substanz nutzte Hannes, um möglichst wenig an der Karosserie zu verändern. So ganz die Finger davon lassen konnte er am Ende doch nicht, was als Resultat gecleante Abschleppösen zur Folge hatte, sowie behutsam angepasste Radläufe. Rückleuchten ohne Rückfahrscheinwerfer zieren das Heck, der Lack erfuhr eine Auffrischung in einem neuen Auftrag der Originalfarbe „Harvest Moon Beige“.

"Post-Golf"-Interieur ziert den 1976er GTI

Im Innenraum tobte sich Hannes noch ein wenig aus. Das Interieur eines Post-Golf verströmt den originalen Flair der 70er Jahre. Auch das Radio scheint in die Jahre gekommen, doch das ist nur auf den ersten Blick der Fall. Hinter der Retro-Fassade verbirgt sich moderne MP3-Technik. So ist das auch unter der Haube. Und während aufgeladene Benzinmotoren heutzutage nichts aufregend neues sind, galten sie seinerzeit noch als Exoten. Das erste Zusammentreffen mit ihnen war für viele von uns ebenfalls ein prägender Moment im Leben.

 

Fahrzeugtyp: VW Golf 1 GTI

Baujahr: 1976

Motor: 1,8 Liter Vierzylinder, G60, Kennbuchstabe „PG“, Pleuel und Kolben von Wössner, Schrick- 272°-Nockenwelle, Kopf geplant, erleichterter Schwung, Zusatz-Ölkühler, verstärkte Benzinpumpe, Eigenbau-Auspuff, Leistung ca. 260 PS bei 0,8 bar Ladedruck

Getriebe: verstärkt

Fahrwerk: gepfeffert.com by KW V3 Gewindefahrwerk mit verstellbaren Domlagern, ca. 160mm Tieferlegung

Bremsen: Seat Ibiza Cupra R Bremsscheiben mit Audi S2 Sätteln vorne, hinten GTI-Bremsanlage

Räder: BBS E50 Rennsportfelgen mit Magnesium-Stern, vorne in 6x17 ET63, hinten in 6,5x17 ET68, 25mm/40mm Adapterscheiben

Reifen: Nankang in 165/35 R17

Karosserie: Abschleppösen gecleant, Radläufe bearbeitet, Rückleuchten ohne Rückfahrscheinwerfer, Neulackierung in Harvest Moon Beige

Innenraum: Umbau auf braune Post-Golf Innenausstattung, Spucknapf-Lenkrad, Tittentacho

ICE: Retro-Look Radio mit MP3 und CD

Dank an: gepfeffert.at/Tirol, Markus Zach, Andy Pfeffer, Felgen Renninger, Auto Pirker Lainach, Alois Forstenlechner, Pascal Steiner, Patrick Engeler, Daniel Obererlachner, Freundin Christina

1 Kommentar

  • Trimode

    Trimode

    Alles super gebaut, Respekt !! Aber bei der Reifenwahl voll daneben !!

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