Gute Seiten, schlechte Seiten

1973er Opel Manta A wiederbelebt

Gute Seiten, schlechte Seiten: 1973er Opel Manta A wiederbelebt
Erstellt am 27. Oktober 2016

Es ist unverkennbar Herbst. Nebel am morgen, der sich meist erst gegen Mittag verzieht. Die Bäume werfen ihre goldgelben und feuerroten Blätter ab und bereiten sich auf den Winter vor. Vögel zwitschern. Plötzlich durchschneidet ein Grummeln die morgendliche Idylle.

Lange nicht mehr gesehen: 1973er Opel Manta A

Ein orangefarbener Opel Manta vom Typ A bahnt sich seinen Weg zu uns. Am Steuer sitzt Matej aus Zagreb. Wir sind heute zum Fototermin verabredet und es sind die letzten Tage im Jahr, an denen man so ein schönes Auto wie den Manta A noch auf eigener Achse bewegen möchte. Bald kommt die Zeit von Streusalz und Splitt und der Manta tritt seinen wohlverdienten Winterschlaf an.

Mit 15 Jahren fing Matej mit seinem "Manta Puzzle" an

Der junge KFZ-Mechaniker und Oldtimer-Restaurator steigt aus und fängt an, die Wassertropfen vom Lack zu wischen. So, wie der Manta dasteht, ertappt man sich unweigerlich bei der Frage: „Wann hat man eigentlich das letzte Mal einen Opel Manta auf der Straße fahren sehen..?“ Und dann kommt das schlechte Gewissen durch. Ja, da war doch was. All die Manta-Witze, über die man selbst gelacht hat, der Fuchsschwanz, die Friseusen als Beifahrerinnen, und dann der Film, der auf seine eigene Weise zum Kult wurde: „Manta Manta“. Dass es dabei um den Manta B ging, interessierte kaum. Alles, was auch nur ansatzweise mit dem Auto zu tun hatte, wurde Anfang der 90er Jahre durch den Kakao gezogen. Auch nur im entferntesten gut erhaltene Exemplare sind heute so selten in freier Wildbahn anzutreffen, wie die blaue Mauritius. Der Rest ist vergammelt oder wurde kaputtgeschraubt.

Beruflich restauriert der Besitzer oft alte Porsche-Modelle

Als Matej seinen 1973er Manta SR in die Hände bekam, war dieser ebenfalls in einem alles andere als glorreichem Zustand. Genauer gesagt kaufte er ihn sogar in Einzelteilen und machte sich an den Wiederaufbau. Damals war er 15 Jahre alt. Heute ist er 26 und erfreut sich am mittlerweile sogar zweiten Komplettumbau seines Wagens. Ach ja, „SR“ stand übrigens für die „Rallye“-Variante des Sportcoupés, mit Zusatzinstrumenten und geänderter Getriebeübersetzung. Die Karosserie wurde sandgestrahlt und kariöse Blechpartien großzügig geflickt. Beruflich schraubt der Kroate häufig an alten Porsche 911ern herum, an Erfahrung bei der Herstellung einer soliden Blechbasis mangelt es ihm also nicht.

Satte 15-Zöller verhelfen dem Manta zu einem bulligen Auftritt

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Bei der Gelegenheit bekamen die Radläufe etwas Kosmetik ab und erhielten eine Vorbereitung auf ihre zukünftigen Aufgaben. Schmidt TH-Line Felgen in 9x15 (vorne) und 10x15 (hinten) sollten sich fortan an den Achsen drehen. Gesellschaft leisten ihnen dabei 215/45er Toyo Reifen. Weil das Setup an einem Serienfahrwerk äußerst seltsam aussehen würde, zwang Matej den Manta in die Knie. Dazu bediente er sich verstellbarer Koni-Dämpfer und mangelns Auswahl auf dem Teilesektor speziell angefertigter Federn.

"Hybrid"-Antrieb aus Opel Rekord und Omega Teilen

Unter der eindrucksvoll vorne angeschlagenen Motorhaube tuckert jetzt kein Serienherz mehr. Das Triebwerk ist auf Basis eines 2.2-Liter „CIH“-Vierzylinders entstanden, der einem Opel Rekord entstammt. Das Kürzel „CIH“ steht dabei für „Camshaft in Head“, also Nockenwelle im Zylinderkopf und ist ein wesentliches Merkmal dieser Opel-Motoren. Der Kopf stammt von einem 2.4-Liter Opel Omega-Aggregat. Die 320°-Nockwelle lieferte dbilas, ebenso die Ansaugbrücke. Die Gemischaufbereitung übernehmen 40er Dell´Orto Doppelvergaser, die ihre Umgebungsluft ungefiltert und hemmungslos durch die offenen Trichter einsaugen. Die Kurbelwelle ist erleichtert und feingewuchtet, die Schwungscheibe speckte etwas ab. Für die Kraftübertragung ist ein 5-Gang Getriebe von Getrag verantwortlich. Die Kardanwelle wurde gekürzt und neu gewuchtet. Die Hinterachse ist mit einer 45%igen Differenzialsperre ausgestattet. Leistung hat der Manta laut seinem Besitzer jetzt genug. Vorsichtshalber spendierte er der Vorderachse die Bremsanlage vom Opel Rekord E.

Schöner cruisen dank lederbezogener Recaro-Sitze

Am liebsten cruist Matej mit seinem Manta über die kurvigen Küstenstraßen Kroatiens und genießt das Fahrgefühl, dass der Innenraum dank lederbezogener Recaros aus einem Manta B bietet. Der Dachhimmel und die Verkleidungen bekamen ebenfalls etwas von der schwarzen Kuhhaut ab. Klar, auf Assistenzsysteme und elektronische Helferlein musste man in den 70er Jahren verzichten. Dafür versprühten die Autos seinerzeit noch einen gewissen Charme, der im windkanaloptimierten Einheitsbrei von heute oftmals untergeht. Es hatte eben alles seine guten und schlechten Seiten.

Technische Daten

Fahrzeugtyp: Opel Manta A

Baujahr: 1973

Motor: 2,2-Liter Vierzylinder Block aus einem Opel Rekord mit 2,4-Liter „CIH“-Kopf aus einem Opel Omega, 320°-Nockenwelle von dbilas, Ansaugbrücke von dbilas, Kurbelwelle erleichtert und feingewuchtet

Getriebe: 5-Gang Getriebe von Getrag aus einem Opel Rekord, erleichterte Schwungscheibe, Kardanwelle gekürzt und gewuchtet, 45%ige Differenzialsperre

Fahrwerk: verstellbare Koni-Dämpfer, modifizierte Federn

Räder: Schmidt „TH-Line“, an der Vorderachse in 9x15 Zoll, hinten in 10x15 Zoll

Reifen: Toyo in 215/45 R15 rundum

Bremsen: vorne vom Opel Rekord 2.2 E

Karosserie: restauriert, Radläufe geweitet, weiße Blinker vorne, Frontspoiler vom Manta A GTE, Neulackierung in orange

Innenraum: Luisi Lenkrad, Recaro-Sitze aus einem Manta B, Innenausstattung mit schwarzem Leder bezogen

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