Der VW SP2 vom Wörthersee

Flachmann aus Brasilien

Der VW SP2 vom Wörthersee: Flachmann aus Brasilien
Erstellt am 27. Juli 2017

Quizfrage: Was muss man tun, um am Wörtherseetreffen mit seinen tausenden Autos und abertausenden Besuchern aufzufallen? Mögliche Antwort: Man baut etwas so extremes, was noch nie zuvor jemand gesehen hat. Doch was tun, wenn man nur zu Zweit ist und es acht Tage bis zur Abfahrt nach Kärnten sind..?

Ein wahres Kultblech, dass Thomas und Martin da aus Brasilien nach Deutschland holten

Über dieser Frage brüteten auch Thomas Mayr und Martin Mildenberger. Ersterer ist treuen Vau-Max Lesern spätestens seit dem Hot-Allroad, allerspätestens aber seit dem Turbofrosch-Jetta ein Begriff. Letzterer dürfte See-Fahrern unter dem Spitznamen „Grumpy Bavarian“ etwas sagen. Zusammen betreiben beide die Firma „Kultblech“ und haben sich auf den Import von Klassikern und Exoten, vornehmlich aus Brasilien, spezialisiert.

Der gelbe Unbekannte: Kaum jemand kennt den exotischen VW SP2

Jahrelang waren Thomas und Martin auf der Suche nach einem absoluten Exoten aus der VW Modellpalette: Dem „SP 2“. Halt. Wer sich jetzt fragt „was zum Henker ist ein SP 2?“, tut dies absolut zu recht. Dieses Modell basiert auf dem brasilianischen VW 1600 Variant, allerdings mit 1.700 Kubik Vierzylinder Boxermotor. Es entstand aufgrund hoher Importzölle für ausländische Autos in den 70er Jahren. 1969 machte sich ein Team von Volkswagen do Brasil auf, einen sportlichen Wagen unter dem Arbeitstitel Projekt X zu entwickeln. Heraus kamen die Modelle SP1 und SP2. Was das Kürzel bedeutet, darüber streiten die Gelehrten bis heute. Einige sagen, es stünde für São Paulo oder Sport-Prototyp. Andere behaupten, damit wäre „Sem Potência“ gemeint, also „leistungslos“, was als Anspielung auf die für einen sportlichen Wagen geringe Motorleistung gedacht war.

31 Bilder Fotostrecke | Der VW SP2 vom Wörthersee: Flachmann aus Brasilien #01 #02

Sei´s drum – nach langer und ausgiebiger Suche, die unsere beiden Protagonisten teilweise bis in den brasilianischen Dschungel führte, kauften sie dieses Exemplar nach persönlicher Inaugenscheinnahme und Verhandlung. „Wir hatten großes Glück“, erinnert sich Thomas, „der Besitzer des Privatmuseums änderte seinen Geschmack und verkaufte seine VW-Exponate um mehr Platz für US-Cars zu schaffen. So kamen wir an das Exemplar in gutem Zustand. Bisher war nämlich nie das Richtige dabei. Größtenteils sind die Fahrzeuge in einem miserablen Originalzustand oder eben sehr schlecht restauriert.“

Zwei Köpfe, acht Tage: In Rekordzeit bekam der SP2 seinen "See-Look"

Auf dieser Seite des Atlantiks angekommen, fand der VW SP2 zunächst einmal seine neue Behausung in den Firmenhallen der beiden Auto-Fans. Je näher der Wörthersee 2017 rückte, desto bohrender fragte man sich, was denn wohl das ideale Auto zum Präsentieren dort unten wäre? Schließlich fiel der Entschluss, den SP2 „seetauglich“ zu machen. Mit einer verstellbaren Vorderachse sowie Modifikationen an der Hinterachse kam der „Sport Prototyp“ dem Boden schon einmal um gute 15 Zentimeter näher.

CSP-Bremsen und eine Lochkreisänderung auf 5x130 machten die Montage von BBS E55 Rennsporträdern in der Größe 7x17 und 8x17 möglich. Vorne mit 195/40er und hinten mit 215/45ern Bereift, lassen sie den SP2 extrem brutal wirken, was auch auf den extremen Sturz an der Antriebsachse zurückzuführen ist.

Kranker Sound: Der Stinger-Auspuff mit dem stimmgewaltigen Endrohr hinterlässt großen Eindruck

Am krassesten ist jedoch das monströse, achteckige „Stinger“-Endrohr, dass über einen Meter weit nach hinten in die Höhe emporragt. Damit produziert der SP2 einen bösartigen Sound, wie er im Lehrbuch der Hölle steht. An den technischen Daten des Boxermotors änderte sich nach wie vor nichts. 65 PS, ein Lack in Amarelo Texas Gelb und eine seltene Erscheinung reichten aus, um das wohl am meisten polarisierende Auto vom diesjährigen „Wörthersee“-Vortreffen zu bauen. „Love it or hate it“ - also lieb es oder hass es – lautete das Credo, wenn man den zahllosen Bildern und Videos in den sozialen Netzwerken Glauben schenken will. Wir sind jedenfalls von der Erscheinung dieses SP2 total geflasht und reihen ihn ohne lange Überlegung in die lange Liste der See-Highlights 2017 ein. Mal sehen, wie man den Hingucker-Effekt noch toppen kann.

Martin Mildenberger, einer der beiden Eigentümer des VW SP2.

Technische Daten

Fahrzeugtyp: VW SP2

Baujahr: 1973

Motor: 1,7 Liter Vierzylinder Boxermotor in Flachbauweise, 65 PS, Solex 34 PDSIT Fallstromvergaser, Performance Custom Stinger Auspuff vom Käfer Stammtisch Hauzenberg (KSH)

Getriebe: 4-Gang

Fahrwerk: verstellbare Vorderachse, Hinterachse modifiziert

Räder: BBS E55, vorne in 7x17, hinten in 8x17, 20mm Spurverbreiterungen hinten

Reifen: vorne 195/40 R17, hinten 215/40 R17

Bremsen: CSP-Bremse

Karosserie: Golf 1 GTI Frontspoiler, restauriert

Innenraum: Custom Überrollbügel von Kultblech

Dank an: KSH-Performance

 

 

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