Ballermann Eins

Vergesst Mallorca, die wahre Party schmeißt dieser VW Golf 1 im Ruhrgebiet

Ballermann Eins: Vergesst Mallorca, die wahre Party schmeißt dieser VW Golf 1 im Ruhrgebiet
Erstellt am 26. November 2014

Wer feiern wollte, begab sich nach Spanien, zum „Ballermann Sechs“. Doch die Zeiten ändern sich, es gibt auf Mallorca wohl kaum so viel Chrom und Glanz wie in Jörg Ballermanns Garage. Das Gute daran: Sein Golf 1 steht in Witten. Der „Ballermann Eins“ begeistert mit hochprozentigen Ideen und versetzt Tuning-Fans wie auch Szenekenner in Verzückung.

Mit 400 Euro fing alles an

Dabei hatte alles so unscheinbar angefangen. Im Internet gabelte Jörg einen 1978er Golf 1 für 400 Euro auf, der trotz drei Vorbesitzern in einem guten Zustand war. Das war 2002. In der Zwischenzeit passierte eine Menge. Der Golf war schon mal komplett fertig. 2004 fuhr er sich mit floridablauem Lack, kompromisslos verchromtem Motor und makellosem Unterboden in die Herzen der Tuning-Fans.

Nach drei Jahren an der Spitze wurde es still um das Projekt. 2010 raffte Jörg sich noch einmal auf, riss den eigentlich fertigen Wagen komplett auseinander und startete fast von Null durch. Aber nicht von Null auf Hundert, das Ziel war hier eher die Tausend.

Jörgs Golf 1 war schon klasse, doch er legte noch einen nach

Jörg schweißte alle Nähte an der Karosserie nach und machte kurzen Prozess mit allen Unebenheiten und Befestigungsmöglichkeiten, die Stufe Eins überstanden hatten. Der „alte“ Motor, ein Weber-befeuerter 16V, wurde in den Ruhestand geschickt. Sein Namensvetter Jörg Dangel hatte einen der seltenen Oettinger 16S an der Angel, den ein bei VW Motorsport beschäftigter Triebwerksspezi wunschgemäß bestückte. Der 1,6er Block wurde auf 1,8 Liter aufgebohrt und mit Mahle Schmiedekolben gefüttert, Pleuel und Kurbelwelle wurden feingewuchtet, die Schwungscheibe kam etwas „auf Diät“.

Da ist die Motorhaube ein echter Fremdkörper

Der Overkill ist aber der perfekte Glanz und die Reduzierung aufs Wesentliche. Bittet man Jörg, die Motorhaube abzunehmen (was er sehr gern macht), kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Da ist nur noch dieser extrem glänzende, saubere Motor in dem extrem glänzenden, sauberen Motorraum, sonst nichts. Der Laie kratzt sich ungläubig am Kopf, der Kenner staunt anerkennend über die Tricks und Kniffe des „Weglassens“.

Aus dem seltenen Oettinger 16V wurde ein Einzelstück

Wie vier Trompeten ragen die Ansaugtrichter in den Motorraum. Sie sitzen auf einer eigens angefertigten Ansaugbrücke aus Flugzeugaluminium. Die Grundplatte wurde dafür aus 20mm starkem Material mit einem Hochdruck-Wasserstrahl ausgeschnitten, die zusammengesetzte Ansaugbrücke ist später von innen verschweißt worden. Seinen Saft erhält der Block jetzt durch eine Einzeldrosselklappen-Einspritzung von AT-Power mit 42er Klappendurchmesser.

Details ohne Ende: Und aus jeder Ecke blitzt der Chrom!

Die Starterbatterie versteckte Jörg im Handschuhfach, der Powersprint 4-2-1 Fächerkrümmer musste zerschnippelt und neu wieder zusammengeschweißt werden, damit er an den Oettinger-Motor paßte. Für Details hat der Wittener ein Händchen. So zerbrach er sich den Kopf über der Idee, wie er das Kühlwasser möglichst unauffällig wieder aus dem Motor herausbekommen würde.

Eine selbstkonstruierte Sammel-Leiste mit 90-Grad Anschlüssen ist das Ergebnis, unauffällig und kaum zu sehen. Sie ist, wie alles andere an Motor und Peripherie, natürlich poliert und verchromt. Der Eigenbau-Kühler ohne Ausgleichsbehälter weist Schweißnähte wie aus dem Lehrbuch auf. Knapp dahinter versteckt: Die ebenfalls verchromte Motorsport-Lichtmaschine, weniger als 3 Kilogramm schwer.

Auch „untenrum“ ist alles blitzblank

Der Wahnsinn geht weiter: Motor- und rechten Getriebehalter fertigte Jörg selbst. Die Antriebswellen sind gekürzt und haben beide den gleichen Durchmesser. Ein verchromter Tank, Achsteile sowie ein blitzeblanker Unterboden zeigen die Liebe zum Detail an Jörgs Einser. Die Benzinleitung führt durch den Innenraum. Der kommt in tabakbraunem Chic der späten 70er daher.

Die originalen Sitze bekamen eine frische Polsterung und neue Cordbezüge, dafür gingen ihnen die Kopfstützen abhanden. Das Raid-Lenkrad ist ein echter und seltener Klassiker, der verchromte Motorsport-Shifter grätscht wie eine Trophäe durchs Interieur und sorgt wieder einmal für Staunen.

BBS-Felgen und Nankangs sorgen für einen extremen Auftritt

Mit ihm rührt Jörg im Fünf-Gänge-Menü eines Golf 2 16V-Getriebes herum, das die Motorleistung an die Vorderachse weiterleitet. Dort drehen sich, wie hinten auch, BBS E26 Motorsportfelgen in 17 Zoll mit Magnesiumstern. Vorne sechs Zoll breit, hinten sechseinhalb, schocken die Räder mit ihrer extremen Optik und den ultra-nano-flachen 165/35er Nankangs. Die Räder sind übrigens so bei BBS gekauft worden und nicht umgebaut. Das H&R Gewindefahrwerk, ein 80er Rebound, ist nachträglich um 30mm gekürzt worden.

Formatsprengend: Too much to list!

Ob es die „unsichtbar“ verschraubten Kotflügel oder Uniball-Domlager sind, geglätte Falze oder etliche andere Details, Jörgs „Ballermann Eins“ hat in Sachen handwerkliche Perfektion und Qualität des Umbaus eindeutig den ziemlich hoch fliegenden Vogel abgeschossen. Das muss ihm erst mal jemand nachmachen. Vielleicht fängt er in ein paar Jahren ja wieder neu an..?

54 Bilder Fotostrecke | Ballermann Eins: Vergesst Mallorca, die wahre Party schmeißt dieser VW Golf 1 im Ruhrgebiet #01 #02

Technische Daten VW Golf 1 LS

Baujahr: 1978

Motor: Oettinger 16S, aufgebohrt auf 1,8 Liter, Mahle Schmiedekolben, Kopfbearbeitung, Pleuel poliert und feingewuchtet, Kurbelwelle feingewuchtet, erleichterter Schwung, AT-Power Einzeldrosselklappen-Einspritzung auf Eigenbau-Ansaugbrücke, MBE Motorsteuerung, Motorsport Lichtmaschine, Spezial-Kühler, modifizierter Powersprint Fächerkrümmer mit Eigenbau-Auspuff und ESD, alle Motorteile poliert und verchromt

Getriebe: Golf 2 16V 02A, modifizierte Halter

Fahrwerk: 80er H&R Rebound Gewindefahrwerk, nachträglich um 30mm gekürzt, Antriebswellen gekürzt und Durchmesser angeglichen

Bremsen: Scirocco 2 16V Bremsanlage mit gelochten und geschlitzten Scheiben, Waagebalkenbremse

Räder: BBS E26 in 6x17 ET25 vorne und 6,5x17 ET25 hinten, 20/25mm Distanzscheiben pro Rad an Vorder-/Hinterachse

Reifen: Nankang in 165/35 R17

Karosserie: komplett nachgeschweißt, Radläufe/Radhäuser/Schweller nachbearbeitet und geglättet, Unterboden gecleant und lackiert, Tank und Achsen verchromt, klare Heckscheibe, Kotflügel mit Stehbolzenbefestigung, Motorraum gecleant und geglättet, Heizung entfernt, Batterie in Handschuhfach, Rückleuchten ohne Rückfahrscheinwerfer, Neulackierung in Floridablau

Innenraum: Tabakbraunes Interieur, Sitze frisch mit Cord bezogen, Kopfstützen entfernt, Raid-Lenkrad, Motorsport-Shifter

Danke an: Autolackiererei Möller (Phillipp Möller) für die Geduld und Arbeit, Steffen Gomolzig (Ansaugbrücke und Motorhalter), Autosattlerei Dirk Czepok für die Innenausstattung, Fa. Sieker, BBS Motorsport, Sonax

1 Kommentar

  • Klaus_Trophobie

    Klaus_Trophobie

    würde mich freuen, wenn ich ihn diese Saison noch zu sehen bekomme. am besten natürlich bei der Vau-Max Tuningshow ;)

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