Abwrackpremium

BMW Ex-Schrottauto mit Airride und 400 PS

Abwrackpremium: BMW Ex-Schrottauto mit Airride und 400 PS
Erstellt am 8. September 2016

Kennt Ihr das auch? Dieses kribbelige Gefühl in der Magengegend, wenn man wieder eins dieser tollen alten Autos sieht? VW Santana, Einser Golf, oder einen der alten BMW, die es so gut wie gar nicht mehr auf der Straße gibt, wie zum Beispiel diesen hier. Da werden bei den älteren Lesern Kindheitserinnerungen wach. Die Generation Internet schlägt mal eben auf dem iPhone bei Wikipedia nach: Aha, ein BMW E3, von 1968 bis 1977 auf dem Markt. Okay, abgehakt und weiter geht’s.

Altmetall-Liebe und eine Portion Verrücktheit gehören dazu

Als Wilhelm Bauer diesen 1970er BMW 2800 auf dem Schrottplatz erblickte, erkannte er das enorme Potenzial des Klassikers, der sich da gerade auf dem Autofriedhof die Räder eckig gammelte. Von den amerikanischen „Retro Sleepern“ inspiriert, also Young- und Oldtimern mit gewaltig viel Leistung unter altem Blech, machte er sich 2013 frisch ans Werk. Der originale Motor, ein 2,8 Liter Reihensechszylinder mit 170 PS machte keinen Mucks mehr und flog mitsamt Automatikgetriebe in hohem Bogen in den Altmetallcontainer.

Der Turbo quetscht locker 400 PS aus der BMW E34-Maschine

Um ein wenig Aufmerksamkeit für seine Firma Willy´s Cars & Parts in Ennsdorf auf sich zu ziehen, griff er tief ins Teileregal und baute einen 3,5-Liter Motor aus einem BMW 535i um. Im Serienzustand leistet das Triebwerk aus der Modellreihe E34 211 PS. Ein Precision Turbolader setzt die Maschine jetzt nachträglich unter Druck.

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Australische Kolben und Pleuel von PPM-Performance füllen die Zylinder. Schwedische Nocken kümmern sich um die Steuerzeiten. Bei einer Verdichtung von 8,5:1 presst das Aggregat jetzt locker 400 Pferdestärken heraus und leitet sie über eine BMW M5-Kupplung an ein E34 Schaltgetriebe weiter.

Weder Airride noch Felgen sind hier "von der Stange"

47 Bilder Fotostrecke | Abwrackpremium: BMW Ex-Schrottauto mit Airride und 400 PS #01 #02

Wenn Wilhelm alias Willy den rechten Fuß aufs Bodenblech fallen lässt, weiss man nicht, was lauter ist: Der Schrei, der dem WCP-Auspuff entweicht, oder das um Gnade winseln der Antriebsräder. Die Hinterreifen haben nämlich trotz ihrer 225 Millimeter Breite nicht den Hauch einer Chance, wenn der Turbo hemmungslos reinkickt. Die Felgen sind absolute Einzelstücke. Aus einteiligen 15-Zöllern fertigte Willys Kumpel mit begnadeten Metallfertigkeiten individuelle Dreiteiler, vorne in 9x17 und an der Hinterachse in 11x17 Zoll.

Monatelange Schweissarbeiten waren nötig, um das BMW-Blech zu retten

„Geht nicht, gibt’s nicht“, sagt der Schrauber, wenn er aufs Fahrwerk angesprochen wird. Klar, bei einem BMW E3 greift man nicht mal eben ins Teileregal und holt ein fix und fertiges Setup hervor. Doch individuelle Lösungen liegen dem 31-jährigen Österreicher nun einmal. So schuf er ein weiteres Mal eine spezielle Lösung, bestehend aus Komponenten der Marke „AirForce“. Der Arbeitsweg von Dämpfern und Luftbälgen ist erschreckend groß. Voll aufgepumpt sieht der BMW aus wie ein X-Modell. Doch ein Knopfdruck genügt, und die Karosserie stülpt sich mit einem Plopp über die Räder, bis sie auf dem Asphalt aufschlägt.

Sportsitze und Leder für die Rückbank zaubern etwas Luxus in den Innenraum

Bis es soweit war und die Firma PaintWorks den 70er-Jahre Fiat-Lack auftragen konnte, machte Willy zehn Monate Überstunden in seiner Werkstatt. Meist von 20:00 Uhr abends bis 2:00 Uhr nachts strahlte, flexte und schweißte er am Bayern-Blech herum. Nach einer Sandstrahlkur offenbarte sich nämlich das ganze Ausmaß der Karosserie-Karies. Anderweitig musste der BMW gezwungenermaßen Federn lassen. So waren umfangreiche Blecharbeiten nötig, um den Ladeluftkühler im Vorderwagen möglichst unauffällig unterzubringen.

Vor dem Zerfall gerettet: Free Willy!

Elegant und schnell – so lautete das Ziel von Willys Projekt. Und wenn man bedenkt, dass ohne das beherzte Zugreifen seinerseits wahrscheinlich heute noch der Löwenzahn aus den Kotflügeln wachsen würde, ist ihm dieses Vorhaben mehr als gelungen. Statt abgewrackt zu werden, bekam der BMW eben eine Premium-Behandlung, die sich gewaschen hat. Hut ab!

Technische Daten

Fahrzeugtyp: BMW 2800 (E3)

Baujahr: 1970

Motor: Umbau auf 3,5-Liter Sechszylinder aus einem 535i (Typ M30B35), Precision Turbo, Pleuel und Kolben von PPM, Pure Performance Nockenwelle, R32 Zündanlage, Ölkühler, zwei Bosch Benzinpumpen, Trijekt Premium Motorsteuerung, Athena Schneidring Zylinderkopfdichtung, Verdichtung 8,5:1, Abstimmung bei HST, ca. 400 PS

Getriebe: BMW 535i (E34) Schaltgetriebe, BMW M5 (E34) Kupplung

Fahrwerk: WCP/Airforce Luftfahrwerk, Spezialanfertigung

Bremsen: vom BMW E34

Räder: dreiteilige Eigenbau-Felgen auf Basis von einteiligen 15-Zöllern, vorne in 9x17, hinten in 11x17

Reifen: 225/35 R17 rundum

Karosserie: sandgestrahlt und komplett neu aufgebaut, Radlaufkante geweitet, Neulackierung in Fiat-Grau von 1975

Innenraum: Sport-Schalensitze, Rückbank mit Leder bezogen, Holzlenkrad

Dank an: Klaus Frühwirt, Klaus Winter, HST-Turbotechnik


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